Janina Dubniak lebte mit ihrem Ehemann Józef und der kleinen Tochter in Warszawa. Vor dem Krieg war sie mit Halina Janowska befreundet, über die sie 1932 die Jüdin Regina Mikelberg kennen gelernt hat. Nach einigen Jahren hat das Los die beiden Frauen wieder zusammengebracht.

In der Besatzungszeit wurde Regina gemeinsam mit ihrer Familie ins Ghetto eingeliefert. Dort wurde sie zur Arbeit in der deutschen Fabrik Steyer eingewiesen. Mit jedem Tag war die Situation im jüdischen Viertel immer schlimmer. Die Frau entschied sich, Janina, deren Ehemann in der Widerstandsbewegung tätig war und sich mit dem Schmuggel ins Ghetto befasste, um die Hilfe zu bitten. Janina war gedankenlos damit einverstanden, eine Kontaktperson zu werden und die Nahrung, Arzneien usw. über Regina ins Ghetto zu schmuggeln.

1943 hat Regina die 10-jährige Nelusia an Janina geschickt. Die Polin hat das Mädchen im Januar und Februar versteckt. Dann wurde es von seiner leiblichen Mutter abgeholt.

Im Februar 1943 bekam Janina die Nachricht von der Reginas Schwester. Irena bat sie um die Hilfe. Es war der letzte Arbeitstag der Frau in der Fabrik Steyer nah und sie war mit der Ausfuhr nach Treblinka bedroht. Irena flehte, dass Janina sie an ihrem letzten Arbeitstag nach der beendeten Schichtarbeit aus der ins Ghetto zurückkehrenden Mitarbeitertruppe herausholt. Nach der beendeten Arbeit haben die Deutschen sie vom Fabrikgelände bis zur Hl.-Stephanus-Kirche hingeführt, wovon sie ins Ghetto gebracht wurden. Irena hat eine Skizze gemacht, in welcher Kolonnenreihe sie stehen wird. Sie hat auch mit den übrigen Mitarbeiterinnen vereinbart, dass sie nach ihrer Verschwindung die Reihe entsprechend anpassen sollen, damit die Deutschen die Flucht nicht sofort bemerkten.

Am Fluchttag erfuhr Janina, dass ihr Ehemann schwer verletzt wurde. Der Mann ist aus dem Fenster im zweiten Geschoss hinunter gesprungen, um sich vor den deutschen Offizieren, die den Konspirationsversammlungsort entdeckt haben, zu retten. Die Frau musste eine schwere Entscheidung treffen: „Ich wusste nicht, was ich machen sollte!? Sollte ich den Ehemann ins Krankenhaus hinbringen oder Irena Mikielberk, die ich nicht kannte, retten!?”1. Im letzten Augenblick hat Janina die Entscheidung über die Rettung von Irena getroffen. Als die Mitarbeiterin das Fabrikgelände verließen, ist die Frau in die gebildete Kolonne eingesprungen, es hat sich ihr Irena angeschlossen und in der Kurve in der Dworska-Straße brachen die beiden aus der Kolonne und haben sich versteckt, so dass die Gendarmen sie nicht bemerkt haben. Das Versteck haben sie erst nach der Abfahrt des Transportwagens ins Ghetto verlassen. Dubniak hat Irena die Kennkarte ihrer Schwester gegeben. Die Frauen begaben sich zum Haus von Balbina Stolarska, der Mutter von Janina.

Erst am nächsten Tag hat Janina den Ehemann ins Wolski-Krankenhaus in der

Płocka-Straße hingebracht. Sein Bein war im schlimmen Zustand. Die Behandlung hat einige Monate lang gedauert, aber es hat Józef nicht an der Konspirationstätigkeit gehindert. Der Ehemann von Janina ist im Warschauer Aufstand ums Leben gekommen. Er hat in der Truppe „Radosław” gekämpft.

Janina hat sich um Irena gekümmert. Sie hat sie in ihrer Wohnung versteckt und die Kennkarte auf den Namen „Irena Kowalska” besorgt. Die Frau ist bei ihr bis Juni geblieben. Für weitere Monate wurde sie zu Balbina verbracht. Als Janina mit der Tochter eines Tages bei der Mutter zu Besuch war, sind in die Wohnung zwei deutsche Offiziere zur Kontrolle unerwartet gekommen. Irena nahm das Kind auf den Arm. Das Mädchen umarmte sie und sagte laut: „Tante, küss mich!”. Diese hat die Aufmerksamkeit der Männer von Irena abgelenkt. Wenn auch dieses Versteck nicht mehr sicher war, gelangte Irena in die Obhut der Freundin von Balbina.

Im Mai 1943 ist Regina bei Janina erschienen. Sie wollte ihre Schwester sehen.

Nach der Niederlage des Aufstandes im Ghetto wurde sie nach Treblinka geschickt. Sie wurde dadurch gerettet, dass sie unter die Zugwaggons gelangte. Sie ist dort bis zum Morgengrauen liegen geblieben und am nächsten Tag begab sie sich zu Janina. Die Frau hat für sie die Kennkarte auf den Namen „Stanisława Kowalska” beschaffen. Regina hatte keine semitischen Gesichtszüge und konnte sich frei in Warszawa bewegen. Sie hat sogar die Arbeit in Młociny als Haushaltsgehilfe gefunden.

Es ist Regina und Irena Mikelberg gelungen, die grausame Besatzungszeit zu überleben. Nach der Befreiung durch die Rote Armee hat Regina geheiratet und ist in die USA ausgereist. Irena wurde die Ehefrau von Adam Stolarczyk, mit dem sie 1969 nach Belgien ausgereist ist.

Am 31. Mai 1994 hat das Institut Yad Vashem Janina Grabowska (Name nach dem zweiten Ehemann) und Balbina Stolarska in Anerkennung ihrer Verdienste für die Rettung der jüdischen Bevölkerung im II. Weltkrieg die Medaille „Gerechte unter den Völkern” verliehen.

Literaturverzeichnis:

  1. I. Gutman, Polscy Sprawiedliwi wśród Narodów Świata, [w:] Księga Sprawiedliwych wśród Narodów Świata. Ratujący Żydów podczas Holocaustu. Polska, Teil I, Red. der poln. Herausgabe D. Libionka, R. Kuwałek, A. Kopciowski, Kraków 2009.
  2. FLV, Brief von Irena Krasiejko, Warszawa, 10.08.2013.
  3. FLV, Bericht von Janina Grabowska für das Jüdische Institut in Warszawa, 14.03.1993.