Am 10. Oktober 1940 wurde das Kinderheim in Grabie in das Generalgouvernement umgesiedelt. Die Kinder und drei Schwestern Gertruda Marciniak, Konkordia Jankowska und Ludwika Małkiewicz machten sich auf den Weg: „Schon um 5 Uhr morgen sind 3 große Wagen ans Kinderheim gekommen, in die die Kinder und die Schwestern eingestiegen sind. Jedes dieser Kinder erhielt ein Bündel mit ihren Kleidern unter einen Arm und ein Leib Brot unter den anderen Arm”.

Am Anfang lebten die Schwestern und die Kinder in Świder, später in Otwock. Die schwere finanzielle Lage des Kinderheims hat die Rettung von Kindern der jüdischer Herkunft nicht verhindert. Es wurde auch nicht durch die Verordnung des Generalgouverneurs Hans Frank vom 15. Oktober 1941, aufgrund deren die Todesstrafe für die Unterstützung der Juden angeordnet wurde, nicht verhindert. „Die Schw. [Schwester – Erläuterung des Korrektors] Ludwika Małkiewicz war sich dessen bewusst, als sie die jüdischen Kinder gerettet hat, dass sie und auch die ganze Kongregation zu jedem Zeitpunkt dem Tod ausgesetzt werden kann. Dies hat sie jedoch nicht erschrocken. Sie konnte die Angst um das eigene Leben überwinden, um die unschuldigen Kinder zu retten.”.

Die Schwestern in Otwock haben die jüdischen Kinder versteckt, deren Eltern im Ghetto waren oder aus dem Ghetto geflohen sind. Als Vermittlerin der Fluchtplanungsaktion galt Frau Adamowicz, die mit der Städtischen Fürsorgeabteilung in Warszawa, ul. Złota 2, mitgearbeitet hat. Für die Kontakte mit den jüdischen Eltern war die Schwester Ludwika verantwortlich. Sie hat die Dokumente beschaffen und die Kinder in die Einrichtung gebracht. Jede ihre Handlung hat sie mit der Oberschwester Gertruda Marciniak vereinbart. Der Kontakt mit der jüdischen Seite war dadurch möglich, dass die Schwestern den Besitzer eines Hotels in Świder, in dem sie anfänglich ihre Einrichtung gründen konnten, gefunden haben. Es war Józef Kapłon, ein alter, einsamer und kranker Mann. Die Schwester Ludwika hat ihn jeden Sonntag im Ghetto besucht und mit der warmen Mahlzeit versorgt. Sie hat schnell das Vertrauen der jüdischen Gesellschaft gewonnen.

Unter den Geretteten waren u.a. Daniel Lancberg (3 Jahre alt), deren Eltern ihn später taufen ließen, Rut Noy (aufgenommen nach der Liquidation von Ghetto, nach dem vorgetäuschten Zurücklassen erhielt sie die falsche Geburtsurkunde auf den Namen Teresa Wysocka) und Salome Rybak3 (13 Jahre alt), die beim Herausnehmen der Nahrungsabfälle aus dem Fass erwischt wurde. Die Schwestern haben sie für einige Monate aufgenommen und ein sicheres Versteck für sie bei den Schwestern ohne Ordensgewand in der Warschauer Altstadt gefunden. Das Mädchen hatte die semitischen Gesichtszüge. Es und die Schwestern sollten dadurch während der Fahrt keiner Gefahr ausgesetzt werden und daher hat die Schwester Ludwika ihr einen Bandageverband am Kopf angelegt.

Die Schwestern lebten immer in Angst. Eines Tages ist ein der untergetauchten Jungen in die Küche gelaufen und hat durch das Fenster hinaus geschaut. Er wurde von den deutschen Soldaten bemerkt, die den Schwestern dann die Versteckung von den jüdischen Kindern vorgeworfen haben. Nur die Beherrschung und die Ruhe der Schwester haben die Hausbewohner vor dem Tod gerettet.. „Die Schw. [Schwester – Erläuterung des Korrektors] Ludwika konnte die Erregung der Deutschen nicht beherrschen und holte die Schwester Gertruda Marciniak, die gut Deutsch kannte und ganz ruhig ihnen geklärt hat, dass sie keine Juden verstecken. […] Die Schw. Gertruda schlug zum Nachweis der Richtigkeit ihrer Angaben vor, dass der Junge diese Männer, die so schön gekleidet waren, umarmt. Der Junge war gegenüber den Schwestern sehr vertrauensselig, streckte seine Hände zu den Soldaten aus und die Oberschwester bot den Deutschen eine Bewirtung an”. Die Deutschen waren ganz verwirrt und haben das Haus verlassen.

Nach dem Krieg hat die Familie Noy den Antrag beim Institut Yad Vashem auf die Auszeichnung der Schwester Ludwika mit dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern” gestellt und hat sie als „Mutter des Ghetto in Otwock” bezeichnet. Rose Noy, die Mutter von der geretteten Rut kann sich wie folgt an die Schwester Ludwika erinnern: „Ich habe immer in der Erinnerung diesen Moment, wenn ich kurz nach dem Krieg zur Anstalt kam, mich für die Rettung meines Kindes zu bedanken und den Schwestern das uns nach dem Krieg übrig gebliebene Geld zu geben. Die liebe Schwester Ludwika, unsere Apostelin der Betreuung und Fürsorge, hat mir damals gesagt: »Behalten Sie das Geld, da die Deutschen Ihnen alles weggenommen haben. Sollte jedoch jemand in seinem Leben Ihre Hilfe brauchen, dann helfen Sie ihm «”.

Während des II. Weltkrieges waren ca. 40 jüdische Kinder im Kinderheim in Otwock untergetaucht. Die Schwester Gertruda Marciniak und Schwester Ludwika Małkiewicz wurden für ihren Mut und ihre Opferbereitschaft mit dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern” ausgezeichnet.

Literaturverzeichnis:

  1. J. Grążawski, Kronika powołań kapłańskich i zakonnych miasta i okolicy Brodnicy n. Drwęcą 1926-1996, Ząbki 1998.
  2. Z. Nosowski, W naszym klasztorze Żydów szukać?, „Gazeta Otwocka”, Herausgabe aus Juli 2012.
  3. K. Sztylc, S. Ludwika Małkiewicz i jej działalność w Domu Dziecka w Otwocku w czasie II wojny światowej, Toruń 2009.