Die junge Anna Bogusz hat bis 1942 als Haushaltsgehilfe bei der jüdischen Familie Falik gearbeitet. Faliks haben damals am Sophie-Platz in Lwiw gelebt. In dieser Zeit hat eine der Töchter von Falik Samuel Weirauch geheiratet. Nach dem Kriegsausbruch ist Anna zu ihrem Bruder Piotra und seiner Frau Karolina nach Oleszyce gefahren. Die Familie Falik konnte sich es nicht mehr leisten, eine Haushaltsgehilfe zu. In der zweiten Hälfte des Jahres 1942 hat Samuel die Briefe an Anna geschickt und sie gebeten, zu ihm zu kommen.

Nach der Annas Abreise waren Samuel und seine Frau in den gruppierten Hilfestellen für die Bevölkerung der jüdischen Herkunft tätig. Die Frau wurde von der Gestapo nach Bełżec ausgeführt. Nach der Annas Rückkehr nach Lwiw wurde sie von Samuel gebeten, ein Versteck für ihn zu besorgen. Anna entschied sich, dem Mann zu helfen. Zuerst wurde er bei Andrzej Gazdan, seinem Stiefbruder, verborgen. Diese Situation hat die Gesundheit von Andrzej sehr beeinträchtigt, der aus Stress nicht schlafen konnte und die ganze Nacht wach war, um der deutschen Revision rechtzeitig entkommen zu können. Er musste den Unterschlupf wechseln. Samuel wurde bei Piotr und Karolina untergebracht, die schon Eltern der zweijährigen Matylda und der kleinen Gertruda waren.

Der Unterschlupf befand sich unter dem Boden im Zimmer hinter dem Bett. Der Mann war tagsüber bei der Familie Bogusz, schlief auf der Liege im gemeinsamen Zimmer. Das Haus war immer mit dem Schlüssel abgesperrt. Samuel ging in das Versteck nur dann, wenn die Wohnung von den Gästen aufgesucht wurde z.B. vom Kommandanten der örtlichen deutschen Polizeistelle, der die Wohnung kurz nach dem Einzug von Samuel ausgesucht hat. Der Revisionsgrund war wahrscheinlich die Anzeige. Die ganze Wohnung wurde durchgesucht, jedoch das Versteck wurde nicht gefunden. Den Verdacht des Kommandanten erregte die noch glimmende Pfeife, die auf dem Tisch liegen gelassen wurde. Karolina Bogusz erinnert sich wie folgt daran: „Ich kann mich erinnern, dass der Kommandant fragte, wer die Pfeife geraucht hat (die Pfeife von Herrn Cepak [Samuel – Bemerkung der Red.] blieb auf dem Tisch liegen, da er es nicht schaffte, sie ins Versteck mitzunehmen). Ganz ruhig sagte ich, dass ich sie geraucht habe. Ich habe mich damals auf meinen deutschen Geburtsnahmen berufen. Er lautete Überle. Ich denke, dass es den Kommandanten überzeugt hat, dass niemand in unserem Haus untergetaucht war. Die Mutter hat mir erzählt, dass der Kommandant sagte, dass er zuerst den ukrainischen Gendarmen zu uns schicken wollte, aber er hat es unterlassen. Der Ukrainer hätte ganz sicher das Versteck gefunden. Da die Ukrainer wegen ihrer Grausamkeit bekannt, sind alle ms Leben gekommen”1. Diese Situation ist nie mehr vorgekommen.

Samuel lebte bei der Familie Bogusz bis zum Frühling 1944. Die Überfälle der Banden der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) haben verursacht, dass die Familie ihr ganzes Vermögen zurücklassen und fliehen musste. Die Familie Bogusz fuhr nach Łańcut und dann nach Brzoza Stadnicka. Anna und Samuel sind nach Handzlówka geflohen. Der Mann hat seinen Namen auf „Zdzisław Cepak” geändert. Er hat Anna geheiratet und ist nach dem Krieg nach Chełmno umgezogen. In den 50-er Jahren ist das Ehepaar mit vier Kindern nach Israel und später in die USA ausgereist.

Am 10. März 1992 wurden Karolina und Piotr Bogusz wurden durch das Institut Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Brief von Matylda Relikowska (Bericht von Karolina und Piotr Bogusz [Abschrift der Originalurkunde]), Osiek Jasielski, 18.09.2013.