Maria Urban (geborene Wawrzyńczyk) ist am 5. Dezember 1904 in Dąbrowa Górnicza geboren. Sie lebte in Świątniki bei Wodzisław (Kreis Jędrzejów). „Seit 1922 hat sie beim Gemeindeamt in Wodzisław, Kreis Jędrzejów, Woiwodschaft Kielce gearbeitet”1. Sie hat vier Kinder allein erzogen. Ihre zwei Söhne waren in den Strukturen der Heimatarmee tätig und ihre Töchter haben geholfen, die den Hunger leidenden Juden mit Essen zu versorgen. Der Ehemann von Maria – Stanisław – wurde am 17. April 1940 in Katyń ermordet. Er war Offizier vom 4. Legion-Infanterie-Regiment Kielce.

Am 20. Juli 1940 hat Maria das offizielle Eid in der Widerstandsbewegung des Verbandes für den bewaffneten Kampf abgelegt, der später in die Heimatarmee verwandelt wurde. Sie war Angehörige der Organisation bis zum 14. Januar 1945, als die Rote Armee in Jędrzejów eingetreten ist.

Maria hat in der Abteilung für die Einwohnererfassung des Gemeindeamtes in Wodzisław gearbeitet. Sie hat dies genutzt:. „[…] sie hat falsche Identitätsausweise für die vor den Besatzern verfolgten Bürger der jüdischen Herkunft auf den Originalvordrucken ausgestellt. Durch die von Maria Urban ausgestellten Urkunden konnten die von den Faschisten gesuchten Personen die Repressionen vermeiden, und die Personen der jüdischen Herkunft konnten den Krieg überleben”2.

Maria hat in vielen Situationen geholfen. Ihre Tochter kann sich mindestens an einige von ihnen erinnern. Im Familienhaus von Urbans waren zwei junge Jüdinnen untergetaucht, für die Maria entsprechende Dokumente beschaffen hat. Die Frauen konnten dadurch die Kennkarten bekommen. „Als Kind habe ich die Freude über die erhaltenen Dokumente sehen und ich kann mich an ihre herzliche Verabschiedung mit unserer Familie erinnern”3. Während des Warschauer Aufstandes hat sie die Jüdin Gross und ihren Sohn Kuba gerettet. Die Tochter der Frau ist im Warschauer Ghetto ums Leben gekommen. Frau Gross hat das Haus der Familie Urban oft besucht, aber häufiger hat Maria ihre Tochter zu ihr geschickt, damit sie ihr das Essen brachte. Eines Tages sagte die Tochter von Maria, dass sie in der Wohnung auch einen fremden Mann gesehen hat. Sie hat dann gehört: „Er versteckt sich und muss den Krieg überleben”4. Der Mann hat den Krieg überlebt. Der Beamte, mit dem die Frau gearbeitet hat, hat sie gewarnt, dass dies, was sie tut, äußerst gefährlich ist und ihr dafür der Tod droht. „Auf diese Art und Weise hat Maria Urban ca. 500 Personen gerettet. Sie hat es selbstlos als polnische Patriotin und Angehörige der Widerstandsbewegung getan”5.

Nach dem Krieg wurde das Haus von Maria von den Leuten aufgesucht, die sich bei ihr für ihren Mut und dafür bedanken wollten, dass sie sich für die Rettung der Mitmenschen unter Einsatz ihres Lebens widmete. Unter ihnen war u.a. der Jude Aleks Lainweber. „[…] Ich kann mich an ein Ereignis aus 1961 erinnern, als in Świątnik vor dem Haus meiner Großmutter, Maria Urban, eine elegante Limousine anhielt und daraus ein hochrangiger Marinen-Offizier ausgestiegen ist. Ich kann mich an seine weiße Uniform erinnern, die mich sehr beeindruckt hat. Der Offizier kniete vor meiner Großmutter, küsste ihre Hand und bedankte sich für etwas, was in der Vergangenheit geschah. Viel später erfuhr ich, dass er sein Leben meiner Großmutter zu verdanken hat.”6. In den Erinnerungen des Enkels von Maria Urban – Andrzej Mazur – ist auch ein anderes Ereignis geblieben: nach dem Krieg ist eine Vertretung aus Israel nach Wodzisław gekommen. Die Juden haben das Haus von Maria aufgesucht. Sie haben mit meiner Großmutter wie mit einer guten Bekannten gesprochen”7.

Maria Urban ist 1986 gestorben. Das ganze Leben lang hat sie nach ihrem Gewissen gehandelt. Ihre Taten sind als Erinnerungen in den Herzen von mehr hundert Menschen, den sie geholfen hat, geblieben.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Bericht von Andrzej Mazur [Enkel], [kein Datumsangabe].