Bełżec (Woiwodschaft Lublin) war vom Anfang an ein Ort, an dem die Leute verschiedener Konfessionen und Religionen zusammen lebten. Im frühen Frühling 1940 haben die Deutschen hier zuerst das Zwangsarbeitslager, und dann das Todeslager, eines der bekanntesten Vernichtungslager errichte. Eben hier wurden die Vernichtungsmethoden erarbeitet, die dann in den deutschen Todeslagern in Sobibór und Treblinka verwendet wurden. Eben hier, hat Julia Pępiak in der Nachbarschaft des nationalsozialistischen Todeslagers die Jüdin Salomea Helman und ihre Tochter Bronisława gerettet.

Julia Pępiak (geborene Natyn) war die Ehefrau von Jan und die Mutter von Mieczysław, Adela und Zygmunt. Vor dem II. Weltkrieg hat jedes ihrer Kinder das selbständige Leben angefangen. Mietek ist freiwillig den Militärtruppen beigetreten, Adela wurde Lehrerin in Janów Lubelski und Zygmunt studierte in Kraków. 1941 hat sich eine Tragödie in der Familie Pępiak ereignet. Mietek (Bemerkung: Kosename von Mieczysław) wurde von NKWD verhaftet.

An einem Abend im August 1941 hat jemand an das Fenster des Hauses der Familie Pępiak geklopft: „Salomea hatte bittende Augen und hat nichts gesagt. Sie hat mich mit dem fesselnden Blick angefleht. In diesem Augenblick wurde mir klar, wie viel der Gott von mir verlangt und wie schwer das Gebot der Nächstenliebe ist. Nicht lange her ist mein ältester Sohn Mieczysław, der Partisan war, ums Leben gekommen. Bei mir zu Hause wohnen zwei Gestapomänner. Sie werden meine ganze Familie töten. Sie werden das Haus verbrennen. Lieber Gott! Verlangst Du nicht zu viel?! Dann ging mir das Gedanke durch den Kopf: Es ist doch Mutter Gottes, die bei mir mit ihrem Kindchen nach dem Unterschlupf vor Herodes sucht! Ich habe die Diskussion mit meinem Gewissen aufgegeben. »Komm…« ‒ ich lud sie zu mir als Gast ein”1 – so kann sich Julia nach den Jahren erinnern.

Julia Pępiak hat die Frau in der Scheune untergebracht, obwohl ihr Haus teilweise von zwei Gestapomännern aus dem Vernichtungslager besetzt wurde. Dort haben die beiden Frauen eine Grube als Versteck ausgeführt. Den ausgehobenen Erdboden hat Julia in die Schürzentaschen gepackt und auf das Feld verstreut. Die Grube wurde mit den Brettern und dem Stroh überdeckt. Sie Scheune befand sich in einer bequemen Lage, da sie an das Schweinestall grenzte. Die von dort kommenden Schweinegeräusche haben alle Klänge gedämpft. Die Tierhaltung hat auch die häufige Besuche des Schweinestalls von Julia gerechtfertigt. Die Frau hat das Essen der Jüdin und ihrer dreijährigen Tochter gebracht, sich um die Bedarfsgegenstände gekümmert. Obwohl sie von der geleisteten Hilfe sogar ihrem Mann nicht gesagt hat, hat sich die Nachricht, dass Julia die Juden versteckt, im Dort schnell verbreitet. Jemand sah sie die Kinderkleider waschen, ein anderer hat bemerkt, dass die Frau mehr Essen zubereitet.

„Je mehr ich liebte, desto mehr Angst hatte ich. Als ich in der Nacht fremde Schritte hörte, habe ich den Atem angehalten. Ich war ganz Ohr [sic!]. Ich hatte immer Angst, dass sie entdeckt und im Vernichtungslager, wovon der Wind einen faden, leicht süßlichen Geruch der verbrannten Körper wehte, verbrannt werden können. Ich hörte nie auf, zu beten. Diese Worte sind zu schwach, um meine tragischen Erlebnisse wiederzugeben. Heute scheint es mir, dass dies, was passiert ist, nur ein Alptraum war”2.

Julia hat Bronia wie ihre eigene Tochter geliebt. Die Frau war sicher, dass der Gott ihr das Mädchen gesandt hat, um sie in ihrem Leid nach dem Verlust des ältesten Sohnes zu trösten. Das Kind hat sich trotz der schwierigen Bedingungen richtig entwickelt. Bronia hat die Welt durch die Spalten in der Scheune beobachtet. Eines Tages fragte sie: „Mami, warum können die Kinder dort spielen, mit den Schäfern laufen und ich mich immer in der Scheune verstecken muss?”. Nach der Antwort von Salomea hatte sie weiter gefragt: „Warum also hast du mich als Jüdin gebärt?”3.

Die Situation wurde immer gefährlicher. Im Dorf verbreitete sich die Nachricht über die von Julia geleistete Hilfe. Während des Transports ist ein Jude geflohen, all dies trug dazu bei, dass die hohe Revisionsbedrohung bestand. Julia hat Salomea und ihre Tochter in der Nähe ins Getreide versteckt und hat ihnen das Essen an den vereinbarten Ort gebracht. Kurz danach kam ein Volksdeutscher zur Familie Pępiak und warf ihr vor, dass sie eine Jüdin versteckte. Julia hat ihm ruhig geantwortet, dass eine Jüdin keine Nadel ist und wenn er will, kann nach ihr suchen. Der Mann ging weg, ohne eine Revision durchzuführen.

Die Frau und ihre Tochter wurden von jemandem entdeckt und zum Gemeindeamt hingeführt. Der Sekretär Nowosielecki wollte sie retten. Er sagte, dass er sie nicht kennt und ließ sie weggehen. Salcia (Bemerkung; Kosename von Salomea) hat sich mit ihrer Tochter in einem Grabmal auf dem Friedhof versteckt. Dort wurden sie von Julia gefunden und von ihr in ihre Scheune untergebracht. Seit dieser Zeit bezeichnete Salomea diesen Ort als Palast. Im August 1944 wurde Bełżec von den Heimatarmee-Truppen befreit. Nach dem Krieg hat Salomea nochmals geheiratet und ist mit der Familie nach Israel ausgereist. Sie hat die Briefe voller Dankbarkeit und Herzlichkeit an Julia geschrieben.

Im Dezember 1999 wurde Julia Pępiak als Anerkennung ihrer Heldentaten in der Besatzungszeit vom Institut Yad Vashem mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

Literaturverzeichnis:

  1. A. Madejski, Bohaterka z Bełżca, „Słowo – Dziennik katolicki”, Herausgabe vom 26.-29.05.1994.
  2. A. Madejski, Sprawiedliwa z Bełżca: Julia Pępiak 1890-1971, Warszawa 1996.
  3. Gemeindeamt Bełżec, [Internetseite:] http://www.belzec.pl/index.php?historia,0,0,pl, Abruf am 24.04.2017.
  4. Wirtualny Sztetl – Portal Muzeum Historii Żydów Polskich POLIN, [Internetseite:] http://www.sztetl.org.pl/pl/article/belzec/13,miejsca-martyrologii/6555,oboz-zaglady-w-belzcu/, Abruf am 24.04.2017.