Józef und Eleonora Baran lebten mit der 12-jährigen Tochter und dem 7-monatigen Sohn in Borysław in der Bukowinka-Straße (Viertel Horodyszcze). Sie hatten zwei Zimmer und eine Küche. „Mein Ehemann hat als Bohrer in der Erdölindustrie gearbeitet, ich habe nicht gearbeitet, ich kümmerte mich um den Haushalt und die Kinder”1– so erinnert sich Eleonora. Eben auf dem Gelände des Arbeitsbetriebes traf Józef den Juden Zygmunt Kranz, der zur Arbeit direkt aus dem Ghetto in Borysław kam. „Aus dem Gespräch mit ihm ergab sich, dass im Ghetto auch seine Ehefrau und sein Sohn leben. In dieser Zeit haben die Deutschen bereits die Zugtransporte zur Ausfuhr von Juden vorbereitet”2.

Die Familie Kranz hat früher Józef und Eleonora nicht gekannt. Im Herbst 1941 hat der Mann dem Juden Zygmunt vorgeschlagen, seine Familie für die Zeit der Abtransporte zu sich aufzunehmen. Zuerst kamen Franciszka (ca. 26 Jahre alt) und Henryk (ca. 3 Jahre alt) zur Familie Baran und nach einigen Tagen hat sich ihnen Zygmunt (32 Jahre alt) angeschlossen. „Die jüdische Familie lebte zuerst in einem der Zimmer. Es hat einige Monate lang gedauert. Es wurde gefährlich, da unser Sohn, der zu sprechen begann, eines Tages einen Jungen traf und wir hatten Angst, dass dieser Junge es den Nachbarn sagt”3. Wenn sich der Aufenthalt der Juden verlängerte, musste ein sicheres Versteck besorgt werden.

Józef und Zygmunt haben im Keller eine Grube hergestellt und haben dort einen Raum errichtet, der eine Brettverschalung und Lüftung hatte. Eleonora hat den Juden dorthin die Mahlzeiten gebracht. „Wir haben keinen Unterschied gemacht, sie aßen dasselbe wie unsere Familie. Sie verließen diesen Schützraum nur am späten Abend, um spazieren zu gehen und etwas mehr Luft einzuatmen und sich zu Hause zu waschen”4. Die Familie Kranz hat so die Befreiung im August 1944 erlebt.

Die Geschichte der von Józef und Eleonora Baran der Familie Kranz geleisteten Hilfe hatte ein glückliches Ende, obwohl die Rettung von drei Juden während der deutschen Besatzung keine leichte Aufgabe war. Nur Józef hat gearbeitet, und sein Lohn war nicht ausreichend. „Man musste ständig das Essen besorgen. Deswegen fuhr der Mann in die umliegenden Dörfer und hat unsere verschiedene Sachen und die Gegenstände der Familie Kranz gegen das Essen getauscht. Wir haben die Ziegen gezüchtet, um die Milch für die Kinder zu haben. Wir hatten auch einen großen Garten, in dem wir schwer gearbeitet und das Gemüse angebaut haben, um uns das Essen für den ganzen Winter zu sichern. Wir haben auch Tabak angebaut und haben ihn dann gegen das Essen getauscht”.5

Die Ereignisse während der deutschen Besatzung haben die beiden Familien einander näher gebracht. Als die Juden ausgereist sind – zuerst nach Norwegen und dann nach Australien – haben sie nie ihre Retter vergessen. Sie haben Józef und Eleonora Baran regelmäßig – je nach Möglichkeit – finanziell unterstützt, obwohl diese es überhaupt nicht erwartet haben. Die Hilfe wurde ausschließlich aus ihrem guten Herzen geleistet.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Bericht von Eleonora Baran vom 15.12.1993.