Die verwitwete Weronika Kowalska lebte mit der Tochter Maria in Brwinów bei Warszawa. In der Nähe wohnte ihre Schwester mit der Familie d.h. mit ihrem Ehemann und der Tochter Danuta. Weronika hat ihren Unterhalt mit dem Sticken bestritten, ihre Schwester war Schneiderin. Die beiden Familien haben nahe Beziehungen zu der jüdischen Familie Horowicz unterhalten. Sie hat ein Textiliengeschäft betrieben. Danuta Czubek war mit der jüngsten Tochter von Horowiczs, Bracha, befreundet. Die Mädchen haben die selbe Schule besucht. Die Tochter von Weronika, Maria, war dagegen mit Hanka Horowicz befreundet. Die beiden fuhren mit dem Zug zum Gymnasium in Warszawa. Der Krieg hat diese Freundschaft auf die Probe gestellt, die Weronika Kowalska und Frau Czubek bestanden haben.

Vor dem Krieg hat Herr Czubek in Warszawa als Polizist gearbeitet. Nach dem Kriegsausbruch hat er seinen Beruf weiter ausgeübt. Als die ganze Familie Horowicz ins Warschauer Ghetto eingeliefert wurde, haben die älteren Töchter (Salka und Hanka) das Essen besorgt. Herr Czubek hatte oft den Dienst am Ghettoausgangstor und half ihnen aus dem Ghetto herausgehen. Die Mädchen gingen über die Amtsgerichtgebäude, wo Danka oder Maria auf sie gewartet hat. Die beiden halfen ihnen die Kleider verkaufen und die Einkäufe machen. Es ist manchmal vorgekommen, dass die Mädchen am gleichen Tag nicht ins Ghetto zurückkehren konnten. Alle in Brwinów haben sie gekannt, die Schwestern mussten also in den nahen Ortschaften übernachten. Die Unterkunft hat dann Danka oder Maria besorgt. Die Frauen haben diese Nächte mit den Schwestern verbracht. Die Mädchen haben sich erst dann verabschiedet, wenn sie sicher waren, dass Salka und Hania glücklich ins Ghetto angekommen sind. Bracha erinnert sich nach dem Krieg wie folgt daran: „All dies geschah unter Lebensgefahr, selbstlos, im Rahmen der moralischen und edlen Menschengefühle”1. Darüber hinaus hat Herr Czubek die ganze Familie oft im Ghetto besucht und unterstützt. Leider wurde die Familie Horowicz in die Konzentrationslager ausgeführt.

Bracha hat sich vom Edelmut der beiden Familien nach der Befreiung überzeugt. Als sie nach dem Krieg aus dem Konzentrationslager zurückkam, hatte sie niemanden, zu dem sie sich begeben konnte. Ihre ganze Familie ist ums Leben gekommen. Das verzweifelte Mädchen wollte den Selbstmord begehen, aber das Gift wurde ihr von den Russen beschlagnahmt. Bracha trieb sinnlos in Brwinów herum. Einmal traf sie Danka. Die beiden fielen sich in die Arme. Es ergab sich, dass die Geschichte der beiden Familien ähnlich war2: es hat nur sie und ihre Mutter überlebt. Der Vater ist in Oświęcim ums Leben gekommen, der Bruder Ziutek wurde während des Warschauer Aufstandes getötet, der jüngste Bruder ist gestorben. Der Ehemann von Maria ist im Lager in Oranienburg gestorben. Danka nahm Bracha mit nach Hause.

In der Erklärung für Yad Vashem schrieb Bracha: „Diese beiden Familie haben mich zu sich aufgenommen (trotz der schweren materiellen Bedingungen) und mir viel Liebe und Verständnis [sic!] gezeigt. Endgültig war ich für sie fremd, ich war sogar keine Christin (sondern nur eine miserable Jüdin), aber die Gefühle dieser Leute waren aufrichtig und warmherzig. Heute bin ich mir dessen bewusst, dass ich ohne sie keine Kraft mehr gehabt hätte, mein gerettetes Leben fortzusetzen. Ich war einsam, schmutzig, erschöpft, zerlumpt und hatte keinen Lebensfunken und -willen. All dies, was ich beschrieben habe, ist nur ein geringer Teil dessen, was diese Leute für mich und meine Nächsten in dieser schrecklichen Kriegszeit getan haben ”3.

Bracha hat Natan Karwasser aus Brwinów geheiratet. Der Junge ist am Anfang der Besatzungszeit den Partisanen beigetreten. Eine gewisse Zeit war er an verschiedenen Orten untergetaucht. Endlich kam er zur Familie Iwaszkiewicz in Stawisko. Dort hat er sich bis zum Ende des Krieges versteckt. Im März 1968 sind Natan und Bracha nach Israel ausgereist4.

Am 8. Oktober 1992 hat das Institut Yad Vashem Danuta Czubek (Ehename Smenda), Maria Kowalska (Ehename Wolfram) und Weronika Kowalska als Gerechte unter den Völkern anerkannt.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Brief von Alina Nowik (Erklärung von Bracha Karwasser für Yad Vashem, Jerusalem), Glinik, 07.08.2013.
  2. Wirtualny Sztetl – portal Muzeum Historii Żydów Polskich POLIN, [Internetseite:] http://www.sztetl.org.pl/pl/article/brwinow/5,historia/, Abruf am 15.05.2017.