Die Familie Wojtowicz lebte im Dorf Hanaczów, ca. 28 km von Lwiw. Szczepan und Katarzyna haben drei Söhne im Geiste des Patriotismus und im Pflichtbewusstsein erzogen. Kazimierz (geb. am 7. März 1913)1, Alojzy (geb. am 27. Dezember 1918)2, Antoni (geb. am 25. Juni 1920)3 haben sich bei der Konspirationstätigkeit engagiert. Eben durch ihren Mut und die von ihnen getroffenen strategischen Entscheidungen konnten viele Juden aus Hanaczów und aus der Gegend überleben. „Die Tatsache, dass ca. 250 Juden, von denen fast 180 überlebt haben und die Befreiung im Juli 1940 erleben konnten, sich in einem Bezirk der Heimatarmee d.h. in einem Dorf, verstecken konnten, ist polenweit wohl ohne Präzedänz”4.

Vor dem Krieg waren die gesellschaftlichen Beziehungen in Hanaczów friedlich. „Ca. 65 Juden: Erwachsene und Kinder, lebten in 12 Häusern in Hanaczów im ganzen Dorf. Sie hatten auch ihre eigene Synagoge. Die meisten von ihnen lebten bescheiden und haben sich nicht von den anderen Dorfbewohnern ausgezeichnet”5. Es gab dort jedoch auch reiche Juden. Es waren die Besitzer der Schlachtbetriebe und Warengeschäfte.

Die Situation der jüdischen Bevölkerung hat sich 1941 geändert, als die Gebiete mit Hanaczów von den deutschen Militärtruppen besetzt wurden. „Nicht nur wurden die Juden von den Deutschen ihrer Rechte entzogen, sondern es hat sich auch die Einstellung der ukrainischen Nationalisten aus Siedliska und Podjarków zu ihnen ungünstig geändert. Sie haben das Bestehen der so genannten Samostijna Ukrajina [freie Ukraine] auf diesem Gebiet angezeigt”6. Die Personen der jüdischen Herkunft wurden aus ihren Häusern vertrieben, ihr Vermögen wurde verteilt und sie selbst wurden aller Unterhaltsmittel entzogen. „Besonders brutal hat die Polizei der ukrainischen Nationalisten im deutschen Dienst mit ihnen umgegangen. In der Gegend von Hanaczów, in Przemyślany, Bóbrka, begann [die Polizei – Erläuterung des Korrektors] die Ghettos für sie zu errichten. Die Juden aus Hanaczów wollten den Verordnungen der deutschen Behörden nicht nachkommen”7. Sie sind teilweise in den Wald zurückgezogen und haben sich bei den vertrauten Bauern versteckt, die ihnen den Unterschlupf gewährt haben.

Für diejenigen, die im Wald untergetaucht waren, war die Situation ziemlich sicher, da diese Gebiete von der polnischen Waldtruppe besetzt wurden. Es kamen hier mehr Juden – auch aus Lwiw, Bóbrka und anderen benachbarten Orten. Das polnische Hauptquartier unter der Leitung des Kommandanten „Głóg”8 hat die Selbstverteidigungstruppe für Juden organisiert. Diese Truppe war mit der Waffe ausgerüstet. Die Waffe wurde von der Heimatarmee übergeben, für einen hohen Preis von den Ukrainern gekauft oder durch den Überfall auf ukrainische und deutsche Dienststellen beschaffen. Die jüdische Partisanentruppe wurde von Abram Baum „Bunio”, der an den Verteidigungskämpfen um Hanaczów teilnahm, geleitet. Ihr Angehöriger war u.a. Leopold Kleinmann (Kozłowski) „Poldek”. Nach dem Krieg wurde er zum berühmten Komponisten.

Im Juni 1942 hat der Kommandant des Bezirks AK den Befehl gegeben, den aus den Lagern geflohenen Juden zu helfen. „Die Wälder waren eine sichere Zuflucht für sie, da die Deutschen Angst hatten, in den Wald ohne größere Unterstützungskräfte zu gehen. Jedoch in der zweiten Hälfte 1943 haben sie die Pazifikationsaktion in den Waldgebieten bei Hanaczów durchgeführt”9. In der Gegend Przemyślany ist die SS- und Polizeitruppe erschienen. Es wurde geheim nach den mutigen Familien in Hanaczów gesucht, die die Juden aufnehmen und verstecken könnten. Es sind ca. 35 Personen, vor allem die Frauen und Kinder in den Dorf angekommen. Der Leutnant J. Stawiński befiehl gemäß dem Befehl des Oberleutnants B. Kawka-Dembiński, der Operationschefs des Inspektors war, die Truppe in die Wälder bei Romanów und Kocurów zurück zu ziehen. Es war dadurch nötig, die Zuflucht für ca. 150 Juden zu finden, womit sich der Wachmeister, Leutnant Kazimierz Wojtowicz beschäftigen sollte. Dem Leutnant Alojzy Wojtowicz Deckname „Jurand” wurde dagegen die Aufgabe übertragen, die Verstecke für ca. 80 Frauen und Kinder in Hanaczów und Hanaczówka zu finden. „Diese Aufgabe hat er sehr gut erfüllt, indem er die Frauen sich in die Kleider der Dorffrauen verkleiden ließ”10. Die Pazifikation begann am 2. September 1943. Die Deutschen haben damals wahrscheinlich acht Juden verhaftet, denen nicht gelungen ist, den Deutschen zu entkommen. „Die wütenden Deutschen haben fast alle von den Juden errichteten Bunker zerstört”11.

Im Winter 1943/44 erkrankten immer mehr Juden an Typhus, der auch in den Dorf verschleppt wurde. Es sind ca. 120 Personen gestorben. In der Schule wurde ein Krankenhaus errichtet. Es wurden dort die Leute ungeachtet ihrer Staatsangehörigkeit behandelt.

Die Folgen der Tätigkeit der Brüder Wojtowicz haben ihre Eltern Szczepan (geb. 1880) und Katarzyna (geb. 1889) direkt gespürt. Während der deutschen Besatzung wurde Szczepan zum Vorsteher der Sammelgemeinde in Pohorylce bestellt. Im September 1943 wurde er von der Gestapo in Bezug auf die Partisanentätigkeit seiner Söhne verhaftet. Katarzyna Wojtowicz wurde am 7. September 1943 während der Revision in ihrem Familienhaus verhaftet. Sie wurde entlassen, aber verpflichtet, sich bei der Gendarmerie-Dienststelle in Przemyślany zu melden.

1993 wurden die Brüder Wojtowicz wurden dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet. Antoni Wojtowicz wurde nach seinem Tode geehrt.

Literaturverzeichnis:

  1. B. Biegalski, A. Wojtowicz, L. Wojtowicz, Ocalić od zapomnienia. Kronika I Brygady Kadrowej V Dywizji Lwowskiej 1945-1956, Zielona Góra 2002.
  2. A. Wojtowicz, A. Wojtowicz, Kronika małej Ojczyzny w Lwowskim Okręgu AK-NIE-WiN, Zielona Góra 1992.
  3. FLV, Brief von Wanda Wojtowicz vom 27.09.2013.