Mieczysław Mijakowski lebte mit seiner Frau Zofia und seinen Kindern (Janusz, Adam und Krystyna) in Warszawa im Viertel Bielany. Im Herbst 1943 hat Wacław Nowiński, der blaue Polizist, an ihre Wohnungstür geklopft. Er hatte eine ungewöhnliche Bitte.

Vor dem Krieg hat Wacław Nowiński als Polizist gearbeitet und er hat das Schwimmbad an der Weichsel geleitet. In der Besatzungszeit hat er in der blauen Polizei gearbeitet. Dadurch konnte er sich beliebig innerhalb des Ghettos bewegen und denjenigen, die er vom Schwimmunterricht kannte, helfen. Er hat sie mit dem Essen versorgt, nötige Dokumente für sie beschaffen und aus dem Ghetto heraus geschmuggelt. Es gab unter ihnen Matys und Rozalia Berłowicz.

Vor dem Krieg besuchte die Tochter von Berłowicz, Aleksandra, oft das Schwimmbad. Als das Gebiet, in dem sich ihr Haus befand, zum Ghetto gehörte, hat Wacław ihnen das Brot, die Zwiebel und Marmelade, die gegen Lebensmittelkarten gekauft werden konnte, gebracht. Nach der Flucht aus dem Ghetto Ende März 1943 war die Familie ungefähr sechs Wochen lang in der Filterhülsen- und Zigarettenfabrik von Herrn Goszczyński in der Żelazna-Straße untergetaucht. Nowiński hat noch geschafft, sie von dort kurz vor dem Entdecken des Verstecks herauszuholen. Eine gewisse Zeit hat er die Familie in seinem Haus, dann bei seinem Bruder Dionizy, später bei Dr. Berłowicz und Dr. Rapiport in seiner Anlegestelle an der Wechsel versteckt und Rozalia mit der Tochter in Młociny verborgen. Als dieses Versteck auch nicht mehr sicher war, riet Wacław der Familie Berłowicz, sich bei den Bekannten aus der Vorkriegszeit zu verstecken. Sie haben an die Familie Mijakowski gdacht. Die Eltern von Zofia Mijakowska waren vor dem Krieg die Patienten des Dr. Berłowicz.

Wacław begab sich zur Wohnung der Eheleute Mijakowski, um ihnen die Lage der Familie Berłowiczów darzustellen und um die Hilfe zu bitten. Zofia, ihr Ehemann Mieczysław und die Schwester Antonina Popowska haben festgestellt, dass es am besten wäre, wenn diese Familie bei dieser Letzten untergebracht wird. Antonina lebte im Viertel Bielany. Popowska und ihre kranke Mutter hatten eine Wohnung im Erdgeschoss. Sie hatten auch ein nicht unterkellertes Zimmer, das sich auf der Feldseite befand. Es war dadurch möglich, ein umfangreiches Versteck unter dem Boden zu errichten. Mieczysław und seine Söhne Adam und Janusz begannen mit den Arbeiten an der Errichtung des Unterschlupfs. Sie haben eine Öffnung im Boden hergestellt, die mit einer Klappe zugedeckt und von unten mit einem Riegel geschlossen werden konnte. Innerhalb von einigen Nächten haben sie eine Grube ausgehoben. Mieczysław hat den Erdboden, Sand und Schutt in den Tüten von Mehl und Zucker seinen Söhnen durch das Fenster hinaus gegeben. Auf die Klappe wurde ein Schreibtisch gestellt. Als der Unterschlupf fertig war, hat Wacław die Familie Berłowicz zu Popowska gebracht. In einige Zeit ist Dr. Rapiport auch mit ihm gekommen.

Antonia hat in der Buchhaltung gearbeitet, sie war also die meiste Zeit nicht zu Hause. Um alle Geräusche in der Wohnung während ihrer Abwesenheit wie z.B. die Geräusche durch die Nutzung des Waschbeckens zu rechtfertigen, kam Adam Mijakowski zu ihr nach der Schule. Er kann sich nach den Jahren wie folgt daran erinnern: „Ich weiß, dass ich damals nicht im Alter war, der mich die Entscheidung über die Gewährung einer Zuflucht selbständig treffen ließ. Diese Entscheidung haben die Eltern und die Tante getroffen, ich war mir jedoch der möglichen Folgen der Verbergung einer jüdischen Familie bewusst und konnte der Anweisung, mich mit ihnen aufzuhalten und deren Aufenthalt in der Wohnung, deren Einwohnerin angeblich abwesend war, zu tarnen, nicht nachkommen. Indem ich der Teilnahme daran zugestimmt habe, habe ich die Entscheidung über die Teilnahme an der Hilfeleistung und Gewährung eines Unterschlupfs selbständig und bewusst getroffen”1.

Adam ist mit der Schwester Krysia zur Wohnung von Antonina gekommen. Das Mädchen hat Ola Berłowicz beim Spielen begleitet. Aleksandra berichtet: „Ich kann mich erinnern, dass ich den auf der Straße spielenden Kindern durch die Spalte zwischen der Gardine und der Wand traurig zugeschaut habe. Sie mussten sich nicht verstecken”2. Eines Tages hat die Familie Mijakowski sie sehr überrascht: „Adam hat den Kinderroller (er hat irgendwie die Kugellager beschaffen) selbst konstruiert und eines Tages haben Mieczysław Mijakowski, Janusz, Adam und Krystyna mich bei Nacht draußen geführt, damit ich mich der Kinderroller-Verrücktheit hingeben könnte. Heute weiß ich, dass es hochriskant war”3.

Nach dem Zusammenbruch des Warschauer Aufstandes haben die deutschen Soldaten die Bevölkerung aus Bielany nach Pruszków verbannt. Ein die Familie Berłowicz überwachender Österreicher aus Linz hat gesagt, dass er sich für seine Funktion schämt und er sie in der Nähe von Wiśniewo in das abgeerntete Kartoffelfeld fliehen lässt. Die Familie Berłowicz wusste, dass sie die Mijakowskis in Babice, wo die dritte Schwester von Zofia lebte, wieder findet. Die Familien haben sich in einem Haus, das wahrscheinlich Herrn Drzewiński gehörte, getroffen. In einem Zimmer haben jetzt neun Personen gelebt. Der Schrank in der Ecke war ein ausgezeichnetes Versteck. Sie haben sich hinter ihn durch die Entfernung einer Hälfte der Schrankhinterwand versteckt. Das Versteck hat die Familie Mijakowski genutzt, die auf diese Weise die Ausfuhr zur Zwangsarbeit in das Reich vermieden hat.

Es ist einmal vorgekommen, dass ein deutscher Offizier die Wohnung unerwartet aufgesucht und im Schrank nach einem Mann, der ihm entkommen ist, gesucht hat. Wie sich später ergab, war dieser Mann im Dachboden des Hauses untergetaucht. Der Offizier hat jedoch den Unterschlupf hinter dem Schrank nicht gefunden. Die beiden Familien sind am 18. Januar 1944 nach Warszawa zurückgekommen. Noch nach dem Krieg haben sie den engen Kontakt miteinander aufrechterhalten.

Am 17. Februar 2003 wurden Mieczysław und Michalina Zofia Mijakowski sowie Antonina Popowska vom Institut Yad Vashem mit der Medaille „Gerechte unter den Völkern” geehrt.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Berłowicz Aleksandra – s. [keine Angabe über den Autor], Dzieci Holocaustu mówią, [keine Angabe über den Herausgabeort] 2008.
  2. FLV, Erklärung von Aleksandra Berłowicz-Maj gegenüber Yad Vashem, 30.01.2002.
  3. FLV, Lebenslauf von Adam Mijakowski, Warszawa, Januar 2002.