Mira Kwasowicer und ihr Verlobter wurden in einem der Zugtransporte nach Treblinka ausgeführt. Es ist dem jungen Paar gelungen, aus dem fahrendem Zug in der Nähe des Dorfes herunter zu springen. Während der Flucht wurde der Junge von dem deutschen Soldaten erschossen. Mira, die nicht verletzt wurde, lag auf dem Boden und hat zwei Gendarmen über sich gesehen. Einer von ihnen zielte auf sie mit der Pistole, aber der andere hat ihn von der Erschießung abgehalten. Das Mädchen war eine schöne Blondine und kannte sehr gut Deutsch. Sie hat die Männer gefleht, sie frei zu lassen. Kwasowicer wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Sie ist allein geblieben.

Sie lief zwei Wochen lang in den Wäldern und auf den Feldern umher. Endlich kam sie in Białystok an. Sie war erschöpft, hungrig und durchgefroren. In der Sitarska-Straße hat sie an die erste Haustür geklopft. Die Tür wurde von Marianna Kazuczyk geöffnet. Die Frau lud Mira zu sich ein, hat ihr das Essen gegeben, sie gewaschen und ließ sie bei ihr wohnen. Nach einer gewissen Zeit haben die deutschen Soldaten durch das Megaphon angezeigt, dass diejenigen, die die Personen der jüdischen Herkunft verstecken, erschossen werden. Die Gefahr drohte der ganzen Familie.

Marianna lebte mit ihrem Ehemann und dem Sohn Zygmunt. Aus Angst um ihr Leben half sie Mira, einen anderen Unterschlupf zu finden. Sie haben ihn bei ihrer Verwandten Maria Kazuczyk errichtet. Die Frau lebte alleine in Janowicze, in einem Haus am Rande des Waldes.

Franciszek Kazuczyk war damals der Dorfvorsteher in Janowicze. Er erhielt den Befehl vom Gemeindeamt, die untergetauchten Juden anzuzeigen. Nach der Rückkehr nach Hause erfuhr er, dass bei Maria sich eine Jüdin versteckt, die von der Tante aus Białystok gebracht wurde. Diese Situation hat Franciszek in eine schwere Lage versetzt. Der Mann begab sich zu Marianna. Seine Tochter Regina kann sich wie folgt daran erinnern: „Er fuhr aufgeregt zur Tante und sagte: »Was hast du Bestes gemacht? Du bist zu deiner Sicherheit Mira los und hast sie zu mir gebracht, damit ich jetzt Probleme habe? Was soll ich jetzt tun?« Er fragte, warum sie ihm eine so schwere Entscheidung überlassen hat, das Leben der Jüdin oder sein Leben und das Leben seiner Angehörigen zu wählen. Die Tante hat zu meinem Vater gesagt: »Du wirst über das Leben Miras entschieden«. Der Vater kam traurig zurück und musste die schwere Entscheidung treffen. Er fragte sich selbst: »Soll ich Mira beim Gemeindeamt anzeigen oder nicht?« Wenn er sie angezeigt, dann wird sie von den Deutschen ins Vernichtungslager in Treblinka ausgeführt. Mein Vater war ein guter Mensch und hatte ein gutes und edles Herz. Sein Gewissen ließ ihn nicht, solch ein junges und schönes, lebensvolle Mädchen dem Tod aussetzen. Er beschloss, Mira nicht beim Gemeindeamt anzuzeigen. Er bot der Großmutter Marysia [Bemerkung: Kosename von Maria.], dass Mira die Wohnung tagsüber nicht verlässt, und sich in den Wald versteckt, wenn es nötig wäre”1. Der Mann beschloss, die Verwandte zu unterstützen und schickte ihr das Essen über seine Tochter. Franciszek lebte in Angst und war sehr psychisch belastet, jedoch das Schlimmste sollte noch kommen.

Eines Tages kamen die deutschen Soldaten mit den Hunden nach Janowicze und sie haben den ganzen Dorf durchgesucht. Regina berichtet wie folgt darüber: „Der schwarzhaarige Vater war plötzlich grau aus Angst. Er dachte daran, dass sie uns alle, und den Vater als den ersten, erschießen, wenn sie die Jüdin Mira bei der Großmutter finden. Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre, dass der Vater den Rosenkranz in die Hand nahm, uns weinend zuschaute und sagte: »Kinder, wir sind in großer Gefahr, beten wir an die Mutter Gottes, dass sie uns schützt «. Wir haben neben dem Vater gekniet, es gab uns fünf und die Mutter, und wir haben den Rosenkranz gebetet”2. Maria und Mira wurden in eine schwere Lage gebracht. Es gab keine Zeit, in den Wald zu fliehen, und Maria wusste nicht, wo sie Mira verstecken konnte. Sie hat sie endgültig in den Brotofen versteckt, der mit dem Deckel zugedeckt wurde. Sie hat die Töpfe mit der Suppe auf die Ofenplatte gestellt. Sie wollte so die Hunde irreführen. Die Frau hat das Haus mit dem Vorhängeschloss gesperrt und ging mit dem Rosenkranz in der Hand zur Kirche in Juchnowiec. Den ganzen Weg hat sie gebetet, damit Mira durch einen Wunder gerettet wird. „Und es gab wohl einen Wunder, denn die Deutschen haben alle Gebäude im Hof gründlich durchgesucht, jedoch das Haus der Großmutter von Marysia [Bemerkung: Der Kosename von Maria.] weggelassen und gingen mit den Hunden in den Wald, weiter zu suchen”3.

Mira lebte bei Maria bis 1944, d.h. bis zum Jahr, in dem diese Gebiete durch die russischen Truppen befreit wurden. Die Jüdin ist nach Frankreich und dann nach Kalifornien ausgereist, und wie haben nie mehr von ihr gehört. Eines Tages erhielt die Familie Kazuczyk einen Brief vom Institut Yad Vashem mit der Einladung zur feierlichen Zeremonie, in der ihr die Medaille „Gerechte unter den Völkern” verliehen wurde. Am 23. November 2011 wurden die mutigen Frauen auf Antrag von Mira mit der höchsten israelischen Auszeichnung geehrt.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Brief von Regina Lewoc [Tochter von Franciszek], Juchnowiec, [keine Datumsangabe].