Maria Wojciech lebte mit dem Ehemann und drei Kindern (Stefania, Hieronim und Longin) in Ort Wijewo. 1941 wurde ihr Ehemann Paweł für die den polnischen Verbannten in Kleinpolen geleistete Hilfe ins Lager in Oświęcim ausgeführt. Und 1942 wurde Maria aus ihrem Haus herausgeschmissen und ist in eine kleine Wohnung am Rande des Dorfes Wijewo umgezogen.

Am 24. Januar 1945 hat jemand am frühen Morgen an ihre Haustür geklopft. Maria hat in der Tür eine halb nackte Frau gesehen, die fragte, ob sie Polen sind. Die verletzte Frau war mit einer Decke umhüllt, an den Füssen hatte sie die Holzschuhe und sie sprach Tschechisch. Maria ließ sie reingehen, hat ihr das Essen gegeben, die Wunden versorgt und gab ihr sie Kleidung. Die Frau hat sich am Ofen erwärmt und ihre Geschichte erzählt. Sie hieß Waleria Strauss und war Gefangene im Lager Sława Śląska.

Am 22. Januar 1945 wurde das Lager evakuiert. Es erfolgte der Abmarsch in Richtung Ostweide. Die schwer kranken Gefangenen wurden von den anderen Gefangenen mit den Schubkarren transportiert. Am 23. Januar 1945 gegen 12.00 Uhr hat der Marsch den Wald in der Nähe von Ostweide erreicht. Auf Befehl des Kommandanten Jeschke wurden 40 Frauen, die nicht mehr gehfähig waren, gezeigt. Unter ihnen befand sich Waleria. Die Häftlinge sind weiter gegangen und Waleria und andere Frauen aus den Schubkarren sind am Wald liegen geblieben. Sie wurden von vier Wächtern überwacht. Manche der Gefangenen mussten die Gruben in einer Entfernung von 100 m ausheben. Als es dunkel wurde, wurden die Frauen je sechs an die Grube hingeführt. Zwei Wächter haben die Frauengruppe überwacht und zwei weitere haben die gewählten Frauen erschossen Walerie war etwa die 17. an der Reihe. Sie erhielt den Schuss von hinten, jedoch er war nicht tödlich. Die Frau ist in die Grube auf den Rücken gefallen und hat sich tot gestellt. Als die Wächter gingen, die vierte Frauengruppe zu holen, ist Waleria aus der Grube gekrochen und hat sich hinter den Bäumen versteckt. Als die Wächter nach der Hinrichtung weggingen, lief Frau Strauss zu dem nah stehenden Strohhaufen und hat dort die Nacht verbracht. Nachfolgend begab sie sich in Richtung der Lichtscheine, da sie vermutete, dass sich dort die Häuser befinden. So gelangte sie zur Wohnung der Familie Wojciech.

Am nächsten Tag hat Maria Waleria in dicke Decke umhüllt und hat sie auf dem Schlitten zur Ordensschwester Jadwiga Wojciechowska überführt. Die Frau hatte zu Hause keine entsprechenden Bedingungen, um die Frau Strauss zu verstecken und die Sache war umso schlimmer, dass ihre Nachbarn Deutsche waren. Die Ordensschwester Jadwiga Wojciechowska war die Schwägerin der Marias Schwester und hat vor dem Krieg im Altersheim gearbeitet. Das Kloster wurde von Nazis besetzt und sie wohnte bei der Familie. Frau Wojciech wusste, dass sie Erfahrung in der Pflege von Verletzten hat und sich um die verwundete und erschöpfte Jüdin richtig kümmern kann. Die Ordensschwester hat ihrer Bitte zugestimmt. Als Maria mit ihren Kindern am nächsten Tag an dem Haus vorbeiging, in dem Waleria untergebracht war, hat diese sie durch das Fenster gesehen und erkannt und winkte zu ihnen, dass sie zu ihr kommen. Die Frau hat Maria umarmt und hat sich bei ihr weinend für die Rettung ihres Lebens bedankt.

Die Ordensschwester Jadwiga hat die Frau bis zur Befreiung durch die Rote Armee gepflegt. Erst dann konnte Waleria ins Krankenhaus Wolsztyn eingeliefert werden, wo es die fachärztliche Behandlung gab. Frau Strauss wurde nach der mehrwöchigen Behandlung wieder gesund und ging als Krankenpflegerin gemeinsam mit der Roten Armee an die Front in Richtung Berlin. Später ist sie nach Prag umgezogen.

Nach dem Krieg ist der Ehemann von Maria nach Hause zurück gekommen. Von den fünfzehn Personen, die mit ihm ins Lager Oświęcim verbannt wurden, sind nur drei am Leben geblieben.

Maria hat auf die Frage der Kinder nach den Gründen der Hilfeleistung für Waleria geantwortet: „Ich hätte so zu jedem Zeitpunkt gemacht und bei der nächsten Gelegenheit hätte ich auch nicht gezögert, da ich weiß, wie wertvoll das Leben”1.

Die Tat von Maria kann als belanglos scheinen, jedoch man muss daran denken, dass Waleria durch einen Schuss verletzt und durch das Leben im Lager erschöpft, körperlich und psychisch schwach war. In der Nachbarschaft lebten die Deutschen und niemand wusste, wie sie sich gegenüber der Jüdin verhalten können. And diesem Tag hat Maria das Leben der Tschechin gerettet.

Am 2. November 1997 hat das Institut Yad Vashem Maria Wojciech als Anerkennung der Verdienste für die geleistete Hilfe mit dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern” ausgezeichnet.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Brief von Józef Wojciech (Protokoll über die Vernehmung von Maria Wojciech vom 02.03.1970), Wijewo, 10.02.1998.
  2. FLV, Brief von Józef Wojciech (Protokoll über die Vernehmung von Waleria Strauss vom 21.12.1977), Wijewo, 10.02.1998.
  3. FLV, Brief von Józef Wojciech (Bericht von Maria Wojciech vom 10.02.1998), Wijewo, 10.02.1998.
  4. FLV, Audio-Aufnahme, Zeichen 811_2107, Bericht von Stefania Herkt (Tochter, Augenzeugin) vom 20.06.2014.
  5. FLV, Audio-Aufnahme, Zeichen 811_2121, Bericht von Józef Wojciech (Sohn) vom 24.06.2014.