1921 lebten in Dubienka nad Bugiem 1204 Juden, was 40,6% von der gesamten Einwohnerzahl dieses Ortes darstellte. 1942 hatten die Deutschen hier das Ghetto errichtet, in dem ca. 3000 Juden eingesperrt wurden. Am 2. Juni wurden 2670 Juden ins Todeslager in Sobibór ausgeführt. Fast 250 Juden wurden auf dem Gebiet des jüdischen Friedhofs erschossen. Im Ghetto wurden einige Handwerker behalten, sie wurden während der Liquidierung des jüdischen Viertels am 19. Oktober 1942 ermordet. Die jüdische Gesellschaft in Dubienka bestand nicht mehr1. Durch die Hilfe solcher Familien wie Familie Bieganowski ist es manchen Juden gelungen, zu überleben.

Kazimierz und Maria Bieganowski lebten in Dubienka gemeinsam mit ihren Töchtern Jadwiga und Lucyna, und der Mutter von Kazimierz, Marianna. In der ganzen Besatzungszeit war bei ihnen der elfjährige Erwin Krause untergetaucht. Der Junge kam aus einer jüdischen Familie, die aus elf Familienmitglieder bestand. Vor dem Krieg waren sie die Nachbarn von Bieganowski. Es ist nur ihm gelungen, den Krieg zu überleben. Kazimierz und Maria, haben Erwin im Dachboden des Kuhstalls versteckt, obwohl in ihrem Hause zwei Deutsche stationierten. Maria und Marianna haben das Essen in den Eimer gesteckt und gingen in das Kuhstall, ohne dabei die Verdacht zu erwecken.

Wenn der Junge sich langweilte, hat er verschiedene Sachen z.B. Körbe aus Stroh geflochten. Ganz sicher wäre Erwin gelungen, bei ihnen bis zur Befreiung zu bleiben, wenn ein Ereignis nicht vorgekommen wäre. Die Familie Bieganowski bat den Jungen, nicht laut zu gebeten, da er von jemandem gehörte werden konnte. Einige Monate vor der Befreiung sind die Kinder aus der Nachbarschaft an das Haus gelaufen. Als sie das Gebet im Kuhstall hörten, begannen sie laut zu schreien: „Ihr habt einen Juden im Kuhstall”. Die Eheleute Bieganowski haben sich sehr verängstigt und haben den Juden für einige Zeit in den Wald geschickt. Als Erwin später eine leere Konservendose mit dem amerikanischen Aufdruck fand, hat er vermutet, dass der Krieg beendet wurde. Er kehrte zur Familie Bieganowski zurück.

Nach einiger Zeit gelangte er nach Deutschland. Er wollte von dort nach Amerika ausreisen, jedoch er hatte keine Dokumente. Er schrieb einen Brief an Kazimierz und bat ihn, sie für ihn zu besorgen. Kazimierz fuhr nach Chełmno zu den Personen der jüdischen Herkunft, die am Leben geblieben sind. Durch ihre Ratschläge kam er zur Synagoge in Hrubieszów, wo er die Akten von Erwin fand und auf deren Grundlage ihn die Dokumente ausstellen ließ. Er hat sie ihm dann per Post geschickt. Der Junge konnte dadurch nach Amerika ausreisen. Er hat sich in New York angesiedelt und eine Familie gegründet. Viele Jahre lang hat er den Kontakt mit der Familie Bieganowski aufrechterhalten. Die Schwiegertochter kann sich wie folgt daran erinnern „Er war der Familie meines Mannes sehr dankbar. Er schickte die Pakete, wenn wir Arzneien brauchten. Er gab kein Arzneimittel, das er nicht beschaffen konnte. Wenn es nicht in den USA gab, dann hat er es über die Schweiz besorgt. Innerhalb von vielen Jahren hat er uns seine Dankbarkeit gezeigt, indem er uns die Pakete mit den Nahrungsmitteln und Kleidern schickte. Er hat den Kontakt mit uns aufrechterhalten und die Fotos seiner Familie geschickt. Er hat geheiratet und hatte zwei Kinder”2.

Nach dem Tode der Eheleute Bieganowski wurde der Kontakt mit Erwin von ihren Kindern gepflegt. Es dauerte bis zum 12.09.1985, als der Brief an ihn aus den unbekannten Gründen an sie zurückkam. Krause ist wahrscheinlich mit der Familie nach Israel ausgereist. Als Franciszek Bieganowski den Haushalt einer Eltern liquidierte, hat er die Körbe und verschiedene Flechtsachen, die von Erwin im Versteck gemacht wurden, gefunden. Der Mann hat sie dem Landwirtschaftsmuseum in Sitno übergeben.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV. Brief von Lucyna Hackiewicz [Tochter], Chełm, 24.08.2015.
  2. FLV, Audio-Aufnahme, Zeichen 811 1320 D, Bericht von Barbara Bieganowska [Schwiegertochter] vom 17.03.2014.
  3. FLV, Audio-Aufnahme, Zeichen 811 3286, Bericht von Franciszek Bieganowski [Sohn] vom 12.06.2015.
  4. Wirtualny Sztetl – portal Muzeum Historii Żydów Polskich POLIN, [Internetseite:] http://www.sztetl.org.pl/pl/article/dubienka/5,historia/, Abruf am 26.04.2017.

FOTOS

  • Erwin Krause z żoną Doris

    Erwin Krause z żoną Doris

  • Erwin Krause z córką Caryn

    Erwin Krause z córką Caryn