Marian Seidner wurde 1937 oder 1938 in Kraków als Mojżesz Józef Seidner geboren. „Er kann sich an das Haus im Viertel Czerwony Prądnik in Kraków, in dem er geboren wurde, nur verschwommen erinnern. Besonders kann er sich an den großen Garten, wo er das Obst gepflückt hat, und an die Brücke über den Fluss, unter die sie sich während der Bombenangriffe versteckt haben”1, erinnern. Es waren die einzigen Erinnerungen, die Marian hatte, als er an sein Familienhaus dachte.

Der kleine Marian wurde gemeinsam mit seiner Mutter während einer Razzia gefangen. Sie wurden ins Gefängnis Montelupich gesetzt und dann ins Ghetto eingeliefert, wovon sie ins Lager in Płaszów gelangten. Die Mutter von Marian hat die Ausfuhr nach Oświęcim befürchtet. Sie bat Maria Nawrocka2 und einen gewissen Priester um die Hilfe bei der Rettung seines Sohnes. Sie hat einen Weidenkorb, in dem sich das Kind befand, aus dem fahrenden Zug geworfen. Zum Glück ist es dem Jungen nichts passiert.

Maria hat den Jungen geliebt. Alle ihre Kinder sind während des Krieges ums Leben gekommen. Der Junge erhielt den Vornamen Marian, nach ihrem Sohn. Nach dem Krieg hat die Jüdische Kongregation 1946 den Jungen gefunden und gemeinsam mit anderen jüdischen Waisenkindern in das Kinderheim in Zabrze eingewiesen. Nach zwei Jahren haben alle Kinder die Visen nach Israel erhalten. Marian war erschrocken und ist nach Kraków zu Maria geflohen. Damals erfuhr er auch, dass er eine Schwester hat, von der er früher nicht wusste. Er kam um die Ausreise nach Israel herum und ist in Polen geblieben. Er wurde wieder gefunden und in das Kinderheim in Bielsko Biała eingewiesen. Er war dort bis 1949, also bis zur Liquidation dieser Einrichtung. So gelangte er nach Kraków in die Augustiańska-Straße.

Im Alter von 18 Jahren ist er nach Israel ausgereist. Er hat dort eine Familie gegründet. Gemeinsam mit seiner Ehefrau hat er zwei Töchter und einen Sohn erzogen. Als die Kinder erwachsen wurden, haben sie ihn veranlasst, nach seinen Wurzeln zu suchen. Eben dann hat er die Entscheidung über die Fahrt nach Polen gefasst.

Nach ca. 50 Jahren ist es ihm gelungen, seine Mutter zu finden, die – wie gemeint wurde – in Oświęcim ums Leben kommen sollte. In Wirklichkeit ist sie nach Niederlanden ausgereist. Er hat sich auch mit der Schwester und dem Bruder getroffen. Die liebe Maria Nawrocka lebte nicht mehr. Es ist ihm nach ihr nur ein Foto mit folgender Widmung erhalten geblieben: Liebes Söhnchen, ich gebe Dir mein Foto zum Andenken an mich. Deine die gleiche Dich immer liebende Mutter3.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Brief von Ryszard Babrzyński vom 25.01.2014, Kraków.
  2. M. Ziemianin., Historia współczesnego Mojżesza, „Gazeta Krakowska” vom 06.06.1995.