Józef und Maria Szulc lebten mit den jugendlichen Söhnen (Zbigniew und Leszek) in Stryj (die ehemalige Woiwodschaft Stanisławów). Józef hat die Metzgereien geführt und der Familie ging es sehr gut.

Leszek erinnert sich nach den Jahren: „Stryj, die Stadt, in der ich geboren wurde, hatte vor dem Krieg ca. 35 Tsd. Einwohner und ca. 5 Tsd. dort stationierende Militärtruppen. Die Hälfte der Bevölkerung stellten die Juden, ca. 25 Proz. die Polen und die übrigen 25 Proz. stellten die Ukrainer, die damals Ruthenen bezeichnet wurden, dar. Im Allgemeinen lebten wir harmonisch und friedlich bis zur Zeit, wenn zu uns verschiedene politische Strömungen kamen. Die Ukrainer fanden sich im Nazismus und die Juden im Kommunismus hinein”1.

Als 1939 die Russen einmarschierten, sagte der Familievater: „Dies, was in unserem Hause geschieht, ist nur unser Geheimnis”2. Alle haben sich in die Konspirationstätigkeit engagiert. In ihrem Haus wurde ein Waffen- und Sprengstofflager errichtet.

Im Juli 1942 wurde die Stadt durch die deutschen Truppen besetzt. Es wurde das Ghetto errichtet. Im Herbst wurden die ersten Juden aus dem Ghetto in das Vernichtungslager in Bełżec abtransportiert. 1943 wurde das Ghetto völlig liquidiert. Die im Ghetto gebliebenen Leute wurden im Wald in Hołbutów erschossen3. Nur wenigen gelang es, zu überleben. Sie sind geflohen oder die einheimische Bevölkerung hat ihnen geholfen. Unter den Geretteten waren u.a. Jonasz und Sara Friedler. Sie wurden von der Familie Szulc gerettet.

Im Ghetto in Stryj wurde einer der ehemaligen Gesellen, die bei Józef arbeiteten, von den ukrainischen Banditen durch den Schuss verletzt. Die Juden haben ihn aus dem Ghetto mit dem Pferdewagen ausgeführt und am nahen Fluss schwer verletzt liegen gelassen. Sie dachten, dass er nicht mehr lebt. Sie haben sich jedoch geirrt. Der Mann ist entlang des Flussufers bis zum Anwesen der Familie Szulc gekrochen. Den blutbefleckten Juden hat Leszek am Zaun gefunden. Die Familie von Józef hat dem Mann die erste Hilfe geleistet. Als er zu sich kam, kehrte er ins Ghetto zurück. Im Arbeitslager in der Krzywa-Straße hat er den Bekannten erzählt, dass er von der Familie Szulc gerettet wurde. Diese Geschichte war für die Eheleute Friedler die Quelle der Hoffnung darauf, dass sie überleben können.

Das Arbeitslager grenzte an den Obstgarten und das Anwesen der Frauen Nawalnicki. Jonasz bat sie, die Eheleute Schulc zu sich einzuladen, wenn sie an ihrem Anwesen vorbei gehen. Noch am gleichen Abend haben die Frauen die Eheleute Szulc zu sich eingeladen und eine von ihnen bat Józef, sich in den Obstgarten zum Treffen mit Friedler zu begeben. Als Józef den Mann gesehen hat, hat er nach nichts gefragt. Er sagte nur, dass er morgen abends auf ihn mit seinem Sohn und seinem Hund in der Skolska-Straße – gegenüber dem Gaswerk – warten wird. Dann ging er weg. Józef kam zu den Frauen Nawalnicki aufgeregt zurück. Mit der lauten Stimmen sagte er, dass sie weggehen und die Frauen sich um ihre Sachen kümmern sollen, da seine Familie über sie das Leben verlieren kann. Die verwirrte und empörte Maria konnte nicht verstehen, warum ihr Mann sich gegenüber den Frauen Nawalnicki so verhalten hat. Die Frauen haben sie doch zu ihnen zu Besuch eingeladen. Józef klärte, dass es sich um das Leben von Friedlers handelt. Die Frau war zuerst verängstigt: nicht nur, dass sie der Untergrundorganisation gehören, noch dazu sollen sie jetzt die Hilfe leisten, für die der Tod drohte. Józef sagte: „Hör zu, Mańka, wenn wir für die Tätigkeit für die Heimatarmee gefangen werden, werden wir erhängt. Wenn wir nicht gefangen werden, werden wir nicht erhängt und die Friedlers werden gerettet. Wenn es aber anders geht, werden wir alle ums Leben kommen”4.

Am nächsten Tag wartete Józef und sein Sohn auf die Eheleute Fidler. Hinter den Männern Szulc erschienen zwei ukrainische Polizisten. Das Ehepaar Fidler hat sie bemerkt und sich in Liebesumarmung vereinigt und ein Liebespaar vorgetäuscht. Dann kam es auf Józef und Leszek auf. Sie übergaben ihm den Hund an der Leine, der es nach Hause hinführen sollte.

Die Eheleute Szulc haben Jonasz und Sara im Versteck in der Scheune untergebracht. Maria hat ihnen das Essen gebracht und den Toiletteneimer entleert. Sie waren dort jedoch nicht zu lange, da es in Stryj eine Überschwemmung gab. Józef hat einen anderen Unterschlumpf für sie besorgt, sie wurden im verschleierten Taubenhaus im Dachgeschoss untergebracht. Dort haben sie den Winter verbracht. Als der Front der Roten Armee an Stryj näherte und die deutschen Truppen zurück zogen, haben die Eheleute Szulc das jüdische Ehepaar im Versteck in der Küche untergebracht. Dort haben Jonasz und Sara bis zur Befreiung gelebt.

Nach dem Krieg sind die Eheleute Friedler in die USA ausgereist. Jonasz und Sara haben einen engen Kontakt mit Józef und Maria, und nach deren Tod mit Leszek, aufrechterhalten.

Am 10. November 1997 wurden Józef, Maria und Leszek Szulc in Anerkennung des tapferen Verhaltens gegenüber Jonasz und Sara Friedler mit der Medaille „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

Literaturverzeichnis:

  1. I. Gutman, Polscy Sprawiedliwi wśród Narodów Świata, [in:] Księga Sprawiedliwych wśród Narodów Świata. Ratujący Żydów podczas Holocaustu. Polska, Teil I, Red. der polnischen Herausgabe D. Libionka, R. Kuwałek, A. Kopciowski, Kraków 2009.
  2. Internetportal Sztetl – Muzeum Historii Żydów Polskich POLIN, [Internetseite:] http://www.sztetl.org.pl/pl/article/stryj/5,historia/?action=view&page=3, Abruf am 08.05.2017.
  3. [Internetseite:], https://sprawiedliwi.org.pl/pl/historie-pomocy/historia-pomocy-rodzina-szulcow; Abruf am 08.05.2017, [Historii Żydów Polskich POLIN, Historia pomocy- rodzina Szulców; Historii Żydów Polskich POLIN, Kukła Hitlera. Relacja Leszka Szulca].
  4. G. Szkopek, Przyjechał sprawiedliwy, [Internetseite:] http://www.tp.com.pl/drobin-raciaz/przyjechal-sprawiedliwy.html, Abruf am 08.05.2017, [„Tygodnik Płocki” 2014].
  5. FLV, Video-Aufnahme, Bericht von Leszek Jan Szulc, Warszawa, 09.12.2015.