Jerzy Zawadzki Deckname „Mały” (geb. 1936) lebte vor dem Krieg mit den Eltern in der Sienna-Straße in Warszawa. Seine Mutter Aniela (geborene Lużyńska, geb. 1912) kümmerte sich um den Haushalt und sein Vater Jan (geb. 1901) hat im chemischen Labor von Stanisław Górski in der Koszykowa-Straße 20 gearbeitet. Jerzy interessierte sich bereits seit den jüngsten Jahren für das Militärwesen und er mochte dem Wechsel der Ehrenwache auf dem Piłsudski-Platz beim Sächsischen Garten zuschauen.

Am 25. September 1939 fand der Luftangriff von den deutschen Bombenflugzeugen auf Warszawa statt. Der kleine Jerzy kam nach Hause zu Mittagessen. Plötzlich ertönten die Sirenen. Alle Einwohner versammelten sich im Treppenhaus im Erdgeschoss. Sie beteten von dem Bild der Muttergottes von Tschenstochau. Jerzy sagte der Mutter, dass er mit ihr zu deren Bekannten – Stanisław Górski (er war Pilot der Polnischen Streitkräfte), der in der Okopowa-Straße wohnte, laufen will. Górski erzählte oft von Sachen, die Jerzy interessierten.

Als sie ca. 300 m vom Haus entfernt waren, fiel die erste Bombe auf den Hauptbahnhof und ihr Haus. Die Mutter hat den Sohn mit ihrem Körper beschirmt. Sie liefen direkt zu Górski. Dort haben sie sich gewaschen und saubere Kleider bekommen. Ihr Haus bestand nicht mehr. Jerzy begann zu weinen, denn in den Trümmern ist sein Hündchen ums Leben gekommen. Zu Hause hatte er noch die Kanarienvögel. Er war sich nicht dessen bewusst, dass alle Hausbewohner, die gemeinsam mit ihm und seiner Mutter vor dem Bild Buttergottes beteten, auch ums Leben gekommen sind.

Jan fand eine freie Wohnung in der Żelazna-Straße. Dort haben sie 2-3 Monate lang verbracht. Später betraten die Deutschen die Wohnung und ließen sie, die Wohnung innerhalb von 15 Minuten verlassen. Eine Frau bemerkte, dass Aniela schwanger ist. Sie sagte, dass es in der Ogrodowa-Straße 46/144 eine unbesetzte Wohnung gibt und sie sie besetzen können. Innerhalb von einigen Stunden haben verschiedene Personen ihnen die Möbel gebracht. Eben da traf Zawadzkis der Warschauer Aufstand an.

Als der Vater von der Arbeit zurück kam, nahm er Jerzy zum Powązki-Friehof mit. Der Junge mochte sehr sich die alten Grabmale anschauen. Die Mutter gab ihm immer ein Brot mit Melasse. Jurek nahm die Schultasche, in die der Vater das Brot und zwei oder drei Bücher steckte. Sie gingen jedoch nicht zum Powązki-Friedhof, sondern ins Ghetto. Jerzy gab sein Brot den jüdischen Kindern ab.

Stanisław Górski hat einen Zugangsausweis für das Ghetto für Zawadzki besorgt. Jan hat ihn oft genutzt. Er ging am häufigsten in die Nowolipki-Straße 11, wo Dr. Minde, der ein Jude war, lebte. Eines Tages ging Zawadzki gemeinsam mit drei Juden in einen anderen Raum, und Jerzy blieb mit der Krankenschwester. Sein Vater nahm seine Schultasche mit. Als die Frau für eine kurze Weile in die Küche ging, wollte Jerzy prüfen, wo sein Vater war. Er ging ins Zimmer, jedoch niemand war da. Als er sich umdrehte und die Tür zumachte, bemerkte ihn die Frau und sie begann zu weinen. Erst nach dem Krieg war sich Jerzy dessen bewusst, wie gefährlich es war. Der Junge konnte nur später vermuten, dass sein Vater in seiner Schultasche die Waffe ins Ghetto geschmuggelt hat.

Jerzy hat gemeinsam mit den Kollegen die Nahrung über die Mauer ins Ghetto geworfen, um sie später den Hilfebedürftigen zu bringen. Auch nach der Befreiung des Gefängnisses in der Gęsia-Straße (sog. Gęsiówka) hat er die befreiten Gefangenen herausgeführt.

Während des Bombenangriffs auf Kercelak, den größten Marktplatz in Warszawa – drangen drei Jüdinnen in die Wohnung in der Ogrodowa-Straße ein. Sie baten, sie in den Schrank zu verstecken. Die Mutter Jerzys hat es verweigert und sie legte eine von ihnen ins Bett (und stellte die Arzneimittel an das Bett), der anderen gab sie Kartoffeln zu schälen, und die dritte hat sie für Putzfrau umkleidet und ließ sie den Fußboden kehren.

Nach 15 Minuten kamen die Deutschen zur Revision. Aniela zeigte ihnen ihre Dokumente und klärte, dass die Frauen ihre Schwestern sind. Zu diesem Zeitpunkt hat sich etwas im Schrank bewegt. Ein Deutscher wollte schon schießen, jedoch Jerzy hat ihn daran gehindert. Er kam an den Schrank und nahm ein kleines Kaninchen in die Hände. Der Deutsche gab auf und ging heraus. Die Frauen haben bei Zawadzkis übernachtet und verließen die Wohnung erst am nächsten Tag.

Jerzy und sein Vater haben am Warschauer Aufstand teilgenommen. Später wurde die Familie Zawadzki in das Lager untergebracht und wurde getrennt. Im Lager, zu dem Jerzy verschleppt wurde, fand der Junge seine Mutter wieder. Sie hat die Tochter Elżbieta geboren. Die Fabrikdirektorin hat Aniela zur Arbeit aufgenommen und die Schwester von Jerzy in die Hundehütte versteckt. Dadurch konnten sie überleben. Es ist nicht bekannt, wie das weitere Leben der Juden, denen Zawadzkis geholfen haben, aussah.

Als die Juden nach dem Krieg Aniela fragten, wer von der Ogrodowa-Straße den Personen der jüdischen Herkunft während der deutschen Besatzung geholfen hat, sollte sie sagen: „Man kann hier keinen Namen angeben. Die ganze Straße hat geholfen, alle Polen”1. Sie wollte sich nicht auszeichnen und zeigte die Einheit und Solidarität von Polen.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Video-Aufnahme, Bericht von Jerzy Zawadzki, Kielce, 26.01.2017.

FOTOS

  • Rodzice Jerzego Zawadzkiego z przyjaciółkami

    Rodzice Jerzego Zawadzkiego z przyjaciółkami