Vor der Besatzungszeit lebten in Ort Stawiski ca. 2500 Juden. Während des Krieges wurden die meisten von ihnen von den Besatzern ermordet. Heute lebt keine Person der jüdischen Herkunft mehr dort. Einer der wenigen, die überlebt haben, war Jankiel Piekarewicz. Der Junge ist mit dem Leben durch die eingeborene Schlitzohrigkeit und die Hilfe vieler Polen, die damals in der Gegend lebten, davon gekommen.

Jankiel Piekarewicz lebte mit seinen Eltern (Barbara und Pinhas) und seinen Geschwistern in Stawiska. Sein Vater und Großvater (Lew Mejer) haben sich mit der Schmiedehandwerksarbeit befasst. Die Juden und Polen aus den nahen Dörfern haben die Pferde bei ihnen geschmiedet. Jankiel ging mit den polnischen Kindern zur Schule. Ihre Lehrerin war die Jüdin, Róża Hacker. Der Junge hat in den Sommerferien die Kühe geweidet, um auf diese Weise die Familie finanziell zu unterstützen. Bis zum Kriegsausbruch hatte die Familie Piekarewicz ein ruhiges und ziemlich glückliches Leben geführt.

Im Juli 1941, als Jankiel bei seinem Großvater war, sind die deutschen Offiziere zu Lew gekommen und befahlen ihm, das Haus sofort zu verlassen. Alle Juden sollten sich auf den Marktsplatz begeben, wovon sie, zur Zwangsarbeit – wie ihnen gesagt wurde – ausgeführt werden. Jankiel vermutete, dass die Pläne der Besatzer ganz anders sind. Der Junge hat sich in der Scheune versteckt. In der Nacht begab er sich nach Trzaski bei Jedwabne, zu Teodor Chrzanowski, dem Bekannten seines Großvaters.

Teodor und seine Ehefrau lebten in einer Kolonie. Ihr Sohn wurde von den deutschen Offizieren zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt. Teodor war blind und konnte nicht arbeiten: er konnte keinen Ackerbau betreiben und die Kontingentmengen für die Deutschen waren groß. Die Familie Chrzanowski lebte sehr bescheiden. Manchmal hatte sie sogar nichts zu essen. Seit 1941 waren zwei Juden bei ihr untergetaucht. Sie halfen ihr bei den Bauerarbeiten.

Jankiel ist zur Familie Chrzanowski in einer Nacht gekommen und hat sich im Dachboden versteckt. Er wurde von der Ehefrau von Teodor gefunden. Der Junge war verängstigt, durchgefroren und hungrig. Er klärte, dass er aus dem Haus seines Großvaters, der von den Deutschen zur Zwangsarbeit geschickt wurde, geflohen ist: „Als ich nach Trzaski floh, war ich 11 Jahre alt. Ich habe mich im Dachboden versteckt, wo mich Frau Bagińska, die Ehefrau von Teodor, gefunden hat. Es war eine gute Frau. Sie hat geprüft, ob ich beschnitten bin, aber sie hat mich wie ihren eigenen Sohn aufgenommen. Sie gab mir das Essen. Sie hat mir gesagt, dass ich jetzt Marian, Maniek bin. Sie hat mich das Gebet, die Lieder und polnische Gedichte beigebracht”1. Den Nachbarn wurde gesagt, dass der Junge das Kind der Schwester ist.

Am 2. November 1942 kamen die deutschen Offiziere nach Trzaski. Sie haben während einer Razzia nach den Juden gesucht. Sie haben die Häuser und die Schweinestalle durchgesucht In der Gegend konnte man die Schüsse hören. In dieser Zeit war Jankiel und einer der jüdischen Helfer im Haus der Familie Charznowski, der andere Judenhelfer hat auf dem Feld gearbeitet. Die Ehefrau von Teodor hat gerade den Schnee beim Eingang des Kuhstalls geräumt. Als sie die Deutschen sah, stürzte sie in das Haus mit dem Besen hinein und schrie, dass die Deutschen kommen. „Der erwachsene Jude ist weggelaufen. Ich habe die Schüsse gehört. Ich zog mich an, nahm den Einer mit. Es kamen zwei Deutsche in den Hof neben den Brunnen. »Was machst du?« fragte einer von ihnen. [Der Junge antwortete – Erläuterung des Korrektors:] »Ich tränke die Kühe «. Ich nahm den Eimer und ging in das Schweinestall und habe mich dort versteckt”2. Die Offiziere begaben sich ins Haus.

Jankiel ist es gelungen, mit dem Leben davon zu kommen, aber der andere Jude hatte nicht so viel Glück wie er. Als der Mann aus dem Haus weggelaufen ist, wurde er von den Offizieren bemerkt und auf der Flucht erschossen. Teodor und seine Ehefrau wurden ins Gefängnis in Łomża gesetzt. Das Haus wurde versiegelt. In der Nacht hat Jankiel die Scheibe zerbrochen, ist ins Haus herein gegangen, hat seine Sachen und etwas Essen mitgenommen und hat sich auf den Weg gemacht. Einige Zeit zog er in der Gegend herum und schlief im Heuhaufen. Er bat die Leute um die Arbeit und sagte, dass er ein Waisenkind ist.

Die Familie Chrzanowski wurde nach drei Monaten Foltern aus dem Gefängnis entlassen. Die beiden haben es verneint, die Juden versteckt zu haben. Sie haben behauptet, dass die Ehefrau von Teodor mit dem Besen ins Haus hinein gestürzt ist, denn sie wollte einen Mann vertreiben, der in ihr Haus aus Angst vor den Deutschen gelaufen ist.

1944 machte Jankiel bei Jan Sienkiewicz halt und half ihm in der Tischlerwerkstatt. In der Besatzungszeit hat die Familie von Lew Mejer gehungert. Sie hatte weder eine Mühle, noch das Getreide. Es haben ihr Leokadia und Jan Sienkiewicz geholfen. Leokadia hat ihr das gemahlte Mehl durch das Fenster hinaus gegeben: „Er [Jankiel – Erläuterung des Korrektors] ist zu uns zerlumpt, fast barfüßig gekommen, es war im Winter um die Wende 1944-945. Die Deutschen waren noch da. Die Rote Armee war in Anmarsch. Ich hatte Angst, aber Jan hat den Jungen aufgenommen. Wir ließen ihn die Kleider von Zbyszek anziehen. Wir haben darauf geachtet, dass immer drei Jungen im Hof herumlaufen, dass er viel Zeit zu Hause verbringt und von niemandem gesehen wird. Der kleine Piekarewicz war 14 Jahre alt, als er zu uns gekommen ist. Frau Chrzanowska, die Ehefrau von Teodor Chrzanowski aus Trzaski, hat ihn Maniek genannt und wir haben ihn auch so gerufen3”.

Als nach dem Krieg nach den geretteten Personen der jüdischen Herkunft gesucht wurde, hat die Familie Sienkiewicz ihn zur Milizdienststelle nach Łomża geschickt. Von dort wurde er ins Waisenhaus in Chorzów verbracht, von dem er 1948 nach Israel geschickt und zur Armee einberufen wurde. Jankiel hat dort eine Familie gegründet und seinen Vornamen geändert (Jakub). In Israel wurde er von seinem Onkel Szloma gefunden. Nach den Jahren erfuhr Jakub, dass alle d.h. sein Großvater, seine Eltern, seine Geschwister und die Lehrerinnen von den Deutschen in den Panzerschutzgruben bei Mściwuje erschossen wurden.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Brief von Wanda Sienkiewicz, Stawiski, [keine Datumsangabe].
  2. FLV, Brief von Wanda Sienkiewicz [Bericht von Frau Bagińska, Schwester der Ehefrau von Teodor Chrzanowski], Stawiski, [keine Datumsangabe].
  3. FLV, Brief von Wanda Sienkiewicz [Bericht von Jakub Piekarewicz, 2010], Stawiski [keine Datumsangabe].
  4. FLV, Brief von Wanda Sienkiewicz [Bericht von Leokadia Sienkiewicz], Stawiski, [keine Datumsangabe].