Józef Berman wurde am 15. Dezember 1915 in Kałuszyn als das jüngste Kind der dritten Ehefrau des Vaters geboren. Dieser hatte neun Söhne und drei Töchter, und zum Zeitpunkt der Geburt von Józef hatte der älteste von den Söhnen eigene Kinder. Bermans haben nach einiger Zeit im Haus die Fabrik errichtet, in der die Schafspelze hergestellt wurden. Nach dem Tod des Familienoberhauptes im Jahre 1926 wurde die Weiterführung des Betriebes von einem der Söhne, dem damals 17-jährigen Naftal übernommen. Mit Laufe der Zeit wurde die Fabrik ausgebaut. Józef hat die Bildung im Alter von 16 Jahren aufgegeben, um bei der Führung des Familienbetriebes zu helfen.

Nach dem Kriegsausbruch ließen die Besatzer die ganze Familie für die Wehrmacht arbeiten.

1940 wurde das Ghetto in Kałuszyn errichtet. 1942 wurde die Nachricht übermittelt, dass die in der Nähe bestehenden Ghettos liquidiert und die Menschen nach Warszawa verbracht werden. Einige Zeit danach erschien eine neue Nachricht, dass die Gestapo die Juden aus dem Warschauer Ghetto irgendwohin ausführen. Die Familie Berman war sich dessen bewusst, dass sie solch ein Schicksal nicht vermeidet. In der Gegend sind nur zwei Ghettos weiter bestanden: in Kałuszyn und in Węgrów. Kurz danach kam Stanisław Boruc zu Bermans und sagte, dass er in der vorigen Nacht Zeuge der Liquidation von Ghetto in Węgrów war.

Die Familie Berman und Boruc waren seit Jahren miteinander befreundet. Die Väter der beiden Männer haben gemeinsam im I. Weltkrieg gekämpft. Stanisław hat Bermans etwas Essen mitgebracht und warnte sie, dass sie zu seinem Haus in Żarnówka fliehen sollen, wenn das Ghetto tatsächlich liquidiert wird. Er hat zugesichert, dass er alles Mögliche macht, um ihnen zu helfen. Dies gab Bermans den Anlass zu Hoffnungen, sie haben das Geld und die kostspieligen Sachen gesammelt und sie in ein Glas gesteckt, das nachfolgend mit Paraffin versiegelt und von Józef nachts auf dem Fabrikgelände vergraben hat. Die Familienmitglieder wussten, wo sich dieses Glas befindet.

Nach der Evakuierung von Ghetto in Węgrów sind viele Frauen, darunter die Schwestern von Józef, in das nahe Arbeitslager in Miernia geflohen. Sie haben geglaubt, dass zumindest die Arbeitslager einstweilen sicher sind. Am nächsten Tag sind die deutschen Offiziere im Ghetto in Kałuszyn erschienen und sie ließen alle sich auf den Marktplatz stellen. Der Leiter der Fabrik von Bermans versuchte mit den Offizieren zu verhandeln. Er wollte, dass wenigstens seine Mitarbeiter gelassen werden. Er hatte viele Aufträge. Nach dem Befehl hatten die Offiziere absolut alle mitzunehmen. Bermans begaben sich zum Marktplatz, jedoch es ist dem Fabrikleiter nach einiger Zeit gelungen, die Offiziere von der Begründetheit seiner Idee zu überzeugen und die Familie konnte zur Arbeit zurückkehren.

Im Dezember 1942 begannen die Nazis mit der Liquidation von den hiesigen Arbeitslagern und haben ein Ghetto für die Arbeitslagerhäftlinge in Kałuszyn errichtet. Bermans haben vermutet, dass dies die endgültige Vernichtung der einheimischen Juden bedeutet. Die Schwestern von Józef (Fejga und Chaja mit der Tochter) sowie der Bruder Aria mit dem Sohn Alter haben die Ausfuhr während der Liquidation des Lagers in Miernia vermieden.

Frühmorgens am 9. Dezember ließen die deutschen Gandarmen alle Juden aus dem Ghetto in Kałuszyn auf dem Marktplatz erscheinen. Die Abwesenden sollten erschossen werden. Der Befehl bezog sich auf die Mitarbeiter der Pelzfabrik. Die Deutsche ließen alle Erschienenen zur Eisenbahnstation Mrozy, die ca. 5 km von Kałuszyn entfernt war, zu Fuß gehen. Erst am Abend kam der Zug. Bermans wussten, dass sie nach Treblinka ausgeführt werden und daher nahmen sie einige Geräte mit. Sie wollten eine Waggonwand aufbrechen und fliehen. Die meisten von der Familie Berman wurden in einem Waggon untergebracht. Als der Zug zu fahren begann, ist es Józef gelungen, eine Öffnung in der Wand herzustellen, durch die zuerst der Bruder Naftali, dann der Efraim Radzyński, und am Ende – wenn der Zug die Geschwindigkeit entwickelte – Józef selbst gesprungen sind. Der Mann hat den Kopfschlag erlitten und wurde bewusstlos. Er kam erst nach einigen Stunden zu sich. Er begab sich zu dem nah gelegenen Bauernhof und bat, ihn zum Hauptweg zu bringen.

Die Familie Berman hat vereinbart, dass diejenigen, die überleben, sich im Bauernhof von Stanisław Boruc treffen. Als Józef an diesen Ort kam, waren Naftali und Efraim bereits da. Nach einigen Tagen kam der Bruder Mendel, dann kam seine Tochter. Nach sechs Tagen kam Fejga, die Ehefrau von Efraim und Schwester von Bermans zum Dorf. Stanisław und seine Ehefrau Helena wollten ihre Pläne kennen lernen, jedoch Bermans warteten immer noch auf die weiteren Familienmitglieder. Als nach gewisser Zeit niemand mehr kam, schlugen Borucs vor, ein Versteck für sie zu besorgen, wobei die Bermans den Unterhalt zu bezahlen hatten. Stanisław lebte mit der Familie ganz in der Mitte von Żarnówka und deswegen war sein Haus kein guter Zufluchtsort.

Da die Bermans kein Geld an sich hatten und ihr ganzes Spargeld in der Fabrik in Kałuszyn vergraben haben, beschlossen sie, sich mit seinem Mitarbeiter, Herrn Kaczorek in Verbindung zu setzen, und ihn zu bitten, das Glas auszugraben und ihnen zu bringen. Herr Kaczorek hat ihnen schon früher geholfen. Er war ein sehr ehrlicher Mann. Vor der Liquidation von Ghetto haben die Bermans ihm viele ihre Haushaltssachen in Verwahrung (Kleider, Decken) gegeben.

Ein Angehöriger der Familie Boruc hat sich mit Herrn Kaczorek in Verbindung gesetzt. Er hat den Mann und seine Ehefrau nach Żarnówka gebracht. Bermans sagten ihnen, wo sie die Schmucksachen und das Geld vergraben haben. Sie wiesen darauf hin, dass die Eheleute Kaczorek ihre einzige Hoffnung sind, den Krieg zu überleben, da sie für deren Verstecken bezahlen müssen. Die Eheleute Kaczorek haben sich gefreut, dass die Familie überlebt hat und waren damit einverstanden, ihnen zu helfen. And den Versteckort, an dem die wertvollen Sachen vergraben wurden, konnte sich nur Frau Kaczorek begeben, da das Gebiet zwischen der Fabrik und dem Haus von Bermans in Kałuszyn ausschließlich von den Frauen betreten werden durfte. Auf diesem Gebiet gab es eine Hafenbucht, in der sie Wäsche waschen konnten. Das Eingangstor der Fabrik wurde vom blauen Polizisten bewacht. Frau Kaczorek sollte ihn bitten, sie in die Fabrik gehen zu lassen, da sie die Toilette nutzen wollte. Schon nach zwei Tagen kehrten die Eheleute Kaczorek mit dem Glas, in dem sich wertvolle Sachen befanden, zurück. Das Glas war versiegelt, niemand hat danach gegriffen. Borucs fanden eine Zuflucht für Bermans, aber sie haben ihr Versteck oft gewechselt. Jedes Mal haben sie Borucs um Hilfe gebeten.

Ende Februar 1943, als die Bermans erfuhren, dass ihr Beschützer schwer krank war, begaben sie sich zu Stanisław. Unterwegs haben sie einen Bauernhof gesehen, der abseits lag. Sie fühlten, dass es ein guter Ort für ihr weiteres Versteck sein könnte. Sie fragten Boruc, ob sie die Besitzer dieser Farm kennen. Es hat sich ergeben, dass es entfernte Verwandte von Stanisław – Jan und Teofila Boruc – sind. Ihr Bauernhof war eine Kolonie und es gab keine anderen Bebauungen ringsherum in einer Entfernung von einigen Kilometern.

Auf dem Rückweg kam Józef an diesem Haus vorbei und fragte Jan, ob er seine Familie nicht versteckt. Der Mann musste dies mit seiner Ehefrau und den Söhnen besprechen. Er ließ Berman in zwei Tage wieder kommen.

Jan stimmte zu, drei Männer zu verstecken. Die Frauen sollten sich zu seinem Bruder auf das Land begeben. Zuerst haben sich die Männer in der Scheune versteckt. Später haben sie gemeinsam mit dem Sohn von Jan und Teofila, Czesław, einen Schutzraum in der Nähe der Scheune errichtet. Erst dann haben sie gefühlt, dass es ihnen vielleicht gelingt, die schwere Kriegszeit zu überleben.

Eben in diesem Schutzraum haben Józef, Naftali, Mendel, Fejga und ihr Ehemann Efraim bis zur Befreiung gelebt. Die älteste Tochter von Mendel ist während des Krieges aus natürlicher Ursache gestorben. Nach dem Krieg sind Bermans in die USA ausgereist.

Am 24. November 1992 wurden Jan und Teofila Boruc und ihr Sohn Czesław durch das Institut Yad Vashem mit dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Autobiography of a survivor by Joseph Berman, Michigan, November 1994.
  2. I. Gutman, Polscy Sprawiedliwi wśród Narodów Świata, [w:] Księga Sprawiedliwych wśród Narodów Świata. Ratujący Żydów podczas Holocaustu. Polska, Teil I, Red. der poln. Herausgabe D. Libionka, R. Kuwałek, A. Kopciowski, Kraków 2009.
  3. FLV, Audio-Aufnahme, Zeichen 811_0793 D, Bericht von Boruc Wiesława [Tochter] vom 30.01.2014.