Franciszek Źrałko lebte mit der Ehefrau Bronisława und der Tochter Kazimiera in der kleinen Kolonie Lasowy, ca. 1,5 km von Wicyń. Dieses Gebiet liegt zurzeit in der Ukraine. Die Eheleute hatten einen Bauernhof.

Eines Tages klopften drei Personen der jüdischen Herkunft an die Tür des Hauses von Źrałko. Die Geschwister Bronia und Łajbisz Kanner sowie ihr Kollege Reiss baten um die Hilfe. Seit einiger Zeit haben sie im eigenständig errichteten Versteck im Wald gelebt, jedoch sie hatten nichts mehr zu essen. Franiczek und Bronisława haben ihnen die Hilfe nicht verweigert. Sie haben ihnen das Essen gebracht und ließen sie sogar in ihrem Hause übernachten. Die dankbaren Juden kamen von Zeit zu Zeit zu ihnen bei Tag und halfen ihnen bei den Arbeiten im Bauernhof. Kazimiera erinnert sich, dass ihr Aussehen tragisch war, als sie nach einem längeren Aufenthalt im Wald wieder kamen. Nach einiger Zeit entschied sich Franciszek, Bronia, Łajbisz und Reiss in seinem Bauerhof auf die Dauer zu unterbringen. Dazu hat er eine Erdhöhle am Zaun errichtet. Der Einhang wurde mit einer Hundehütte abgedeckt. Dieser Schutzraum wurden in den Gefahrsituationen genutzt.

Es ist einmal – vor der Erntezeit – vorgekommen, dass die vor dem Haus sitzende Bronisława, die auf den Knien die kleine Kazia hatte, die zum Bauernhof kommenden deutschen Soldaten bemerkt hat. Einer der Offiziere fragte auf Polnisch, ob jemand zu ihnen zu Besuch gekommen ist. Die kleine Kazia antwortete, dass die Tante und die Onkel sie oft besuchen. Zu Hause aßen drei Kinder das Frühstück. Die Frau war sich dessen bewusst, dass die ganze Familie erschossen wird, wenn die Soldaten die Kinder finden. Als die Offiziere in die Wohnung kamen, haben sie nur das geöffnete Fenster gesehen. Bronisława klärte schnell, dass sie das Haus lüftet. Die Männer ließen dann Źrałkos in Ruhe. Später hat sich ergeben, dass die Kinder die kommenden deutschen Soldaten durch das Fenster sahen und schnell durch das Fenster auf der andere Hausseite hinaus auf das Feld und in den Wald geflohen sind.

Eines Tages erfuhr Bronia, dass ihre Schwester mit dem Ehemann und Kindern sich im Ghetto befindet. Franciszek bot seine Hilfe, sie aus dem Ghetto in seinen Bauernhof herauszuschmuggeln. Diese Aktion konnte nur in der Nacht durchgeführt werden. Als Franciszek und Bronia an den Ort gelangten, haben sie nur die ermordeten Angehörigen gefunden. And diesem Tag wurde das Ghetto liquidiert. Niemand hat überlebt. Das Mädchen hat den Verlust ihrer Nächsten sehr erlebt.

Den drei jüdischen Kindern gelang es, die schwere Besatzungszeit zu überleben. Nach dem Krieg fuhren sie nach Kraków, wo Reiss Bronia geheiratet hat. Dann sind alle in die USA ausgereist. Viele Jahre lang haben die Eheleute Reiss und Łajbisz den Briefwechsel mit Franciszek und Bronisława und dann mit ihren Kindern geführt. Diese Briefe sind voll von gegenseitiger Sorge und Dankbarkeit. Im Brief vom 29. März 1989 hat Bronia ihr Bedauern nach dem Tod von Franciszek ausgedrückt: „Die Nachricht, dass Euer Vater gestorben ist, hat uns tief berührt. Er war ein sehr guter Mann, er war gut den anderen und seiner Familie gegenüber. Wir haben uns an ihn erinnert und versuchten, in all diesen Jahren zu helfen, wie es uns nur möglich war”1.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Brief von Kazimiera Bazylewicz und Michał Źrałko, Biskupice, 26.11.2012.
  2. FLV, Brief von Leibish Kaner, New Jersey, 03.06.1985.
  3. FLV, Brief von Mieczysław Musztyfag, Oława, 29.05.2014.
  4. FLV, Brief von Bronia Reiss, New Jersey, 29.03.1989.
  5. FLV, Brief von Bronia Reiss, New Jersey, 25.07.1990.
  6. FLV, Audio-Aufnahme, Zeichen 811_3420, Bericht von Kazimiera Bazylewicz (Tochter) vom 23.07.2015.
  7. FLV, Audio-Aufnahme, Zeichen 811_1972, Bericht von Mieczysław Musztyfag vom 29.05.2014.