Während der deutschen Besatzung befand sich Nowa Huta in der Gemeinde Ludwipol (Woiwodschaft Wolhynien, jetzt in der Ukraine). Unter 130 Häusern gab es auch das Haus von Florian und Maria Węgłowski. Eben da fanden Wexlers die Zuflucht nach der Flucht aus dem Ghetto.

Die Polen und Juden aus Nowa Huta haben friedlich gelebt. „Mein Vater hat dem Juden, der Wexler hieß, ein Grundstück geschenkt, damit dieser dort die Mühle baute. Dafür hat er meinem Vater versprochen, das Getreide für ihn unentgeltlich zu mahlen, solange dieser leben wird”. Zwischen Węgłowskis und Wexlers entstand die Freundschaft, die über den Krieg hinaus dauerte.

Węgłowskis waren begütert und hatten die adelige Herkunft. Im September 1939 drohte ihnen die Ausfuhr nach Sibirien. Ohne Hilfe von Wexler wäre deren Schicksal besiegelt. Wexler hat den Gemeindevorsteher zum Abendessen am reichlich gedeckten Tisch eingeladen. Es ist ihm gelungen, den Gemeindevorsteher zu überzeugen, damit Węgłowskis auf ihrem Grundbesitz bleiben könnten. „Ich weiß nur, dass er erledigte, dass wir keine Kulake mehr, sondern Angehörige der Mittelschicht, sind. Die Mittelschicht wurde in der weiteren Reihenfolge nach Sibirien verschleppt. Nach 1,5 Jahren wurden unsere Gebiete von den Deutschen besetzt. Wenn es nicht geschehen wäre, wären wir sowieso endlich nach Sibirien ausgeführt ”.

Aufgrund der Verordnung des deutschen Besatzers wurden die Juden in die nah gelegene Dorfgemeinde Ludwipol umgesiedelt. Eben da ist das Ghetto entstanden. „Węgłowskis ist nur eine Kuh und eine Kalbe erhalten geblieben. Es waren die Zeiten der Armut. Jedoch sie haben sich immer noch mit den anderen dies geteilt, was sie selbst hatten”. Sie haben niemals die Hilfe den Juden, die zur Arbeit beim Holzhacken entsandt wurden, verweigert. Die müden Männer sind oft zu Węgłowskis gekommen, um etwas zu essen zu bekommen und zu übernachten. „Es gab bei uns ca. 20 Personen. Wir hatten selber fast gar nichts zu Essen. Zum Mittagessen haben wir Kartoffelpüree mit Mohn gegessen. Die Mutter hat ein Bisschen süße Milch zugegeben. Wir haben dies mit ihnen geteilt”.

1943 begannen die Nazis das Ghetto in Ludwipol zu liquidieren. Jankiel Wexler wollte die Freiheit für seine Familie kauften. Er wurde für den Versuch, ein Gespräch zu diesem Thema durchzuführen, erschossen. Chana Wexler – seine Ehefrau – hat nicht aufgegeben. Sie wartete bis zu späten Zeiten und wandte sich an den deutschen Polizisten mit der Bitte um die Herausführung aus dem Ghetto. Der Polizist half Chana, ihr Tochter Mira und ihrem Schwager. „Der Deutsche hat die Familie durch den Fluss geführt und im Wald in der Nähe von den Gräbern ließ er sie weglaufen, und gab 3 Schüsse in die Luft ab”. In der Heimlichkeit der Nacht haben sich die Flüchtlinge zu ihrem Freund aus der Vorkriegszeit begeben. Węgłowski hat das Versteck für Chana und ihre Tochter bei seinem Nachbar besorgt. Sie lebten dort im Winter und im Sommer haben sie auf dem Feld von Węgłowskis übernachtet. Sie haben ihnen das Essen gebracht. „Es gab dort einen Hügel und ringsherum gab es Bäume, Sträucher und Felder. Sie saßen in der Grube auf dem Stroh. Bei Tag haben sie die Grube verlassen und sie waren nicht zu sehen”. Der Schwager von Chana fuhr zu dem nah gelegenen Dorf, wo seine Familie auf ihn wartete. Sie wurde aus dem Ghetto von Stanisław Węgłowski gerettet.

Nach der Befreiung im Jahre 1945 ist Chana mit der Familie nach Brasilien ausgereist. Der Kontakt mit Węgłowskis wurde unterbrochen. Die ehemalige Freundschaft wurde erst von der Schwägerin von Chana, die ein Geschäft in Wrocław führte, wieder hergestellt. Chana erfuhr, dass Węgłowskis in der Ortschaft Dół lebten. Die Frau hat Węgłowskis den Kaffee geschickt. Dieses Produkt war damals etwas Besonderes.

Fast 70 Jahre nach dem Krieg hat die Jüdische Stiftung für Gerechte unter den Völkern das Treffen von Helena Szachniewicz (geborene Węgłowska) mit ihrer ehemaligen Freundin Mira und ihrer Familie organisiert. Stanisław Węgłowski, der Bruder von Helena, wurde auch eingeladen, jedoch er konnte in Bezug auf seinen Gesundheitszustand nicht am Treffen teilnehmen. Florian, Maria, Stanisław und Helena Węgłowski wurden für ihre Handlungen durch das Institut Yad Vashem mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, O. Krotowska, Polały się łzy, „Kurier Iławski” 2014, Nr. 1.