„Ich wanderte vom Dorf zu Dorf und suchte nach der Arbeit als Hirt oder Feldarbeiter. In vielen Bauernhöfen wollten mich beschäftigen, jedoch sie verlangten die Dokumente, und ich hatte jetzt gar keine Papiere” – so erinnert sich an die Anfänge seines Wanderlebens Tzvi Norich, ein Jude, der die deutsche Besatzung durch die Hilfe der polnische Bauer überlebt hat. Als er das Ende des Dorfes erreichte und die Holzbrücke überquerte, gelangte er nach Rosochacz, an das Haus von Błońskis. Er plante nicht vor, daran vorbeizukommen. Er fragte nur Edward Błoński, der damals das Dach reparierte, nach dem Weg nach Żarki. „Wir begannen zu sprechen und ich sagte ihm, dass ich nach der Arbeit im Bauernhof suche. Edward sprang vom Dach herunter und sagte, dass er einen Hirt braucht. […] ich sagte nicht, dass ich ein Jude bin, aber ich wollte jedoch, dass sie wissen, dass ich hier sogar als Pole und Katholik aus dem Gesichtspunkt der Deutschen illegal bin”. Der Junge hatte nur eine Lösung, er musste eine einheitliche Geschichte ausdenken, an die Błońskis glauben. Er log, dass seine Mutter starb und sein Vater aufgrund der Verdacht auf die Tätigkeit in der Partisanengruppe festgenommen wurde. „Ich sagte, dass ich Józek Łukasik heiße und aus Grodziec bei Będzin komme”.

Antoni Błoński (geb. am 6. Juni 1882) hat an die Erzählung des Jungen geglaubt und nahm ihn zur Arbeit auf. Auf die Fragen der Fremden haben sie immer geantwortet, dass er ein Verwandter auf der Seite von Józefa Błońska ist und aus dem nahe gelegenen Dorf kam. „Ich habe mich dort wie ein Familienmitglied gefühlt, ich weidete die Kühe und führte andere Arbeiten im Bauernhof aus. Ich musste vorsichtig sein, denn ich wollte nicht, dass die anderen erfahren, dass ich ein Jude bin”.

Tzvi Norich als Józek Łukasik konnte sich sehr gut verhüllen. Er war immer vorsichtig und zeichnete sich durch den Fleiß aus. Während des Aufenthaltes bei Błońskis hat er jedoch einige Situationen erlebt, die das tragische Ende haben konnten. Eines Tages haben die Deutschen den Bauerhof von Błońskis unerwartet durchgesucht. „Ich weiß nicht, nach wem sie suchten, aber es war für mich gefährlich. Ich schlief in der Scheune, in dieser Nacht schlief dort auch Wacław Jasik, der sich auch vor den Deutschen versteckte. Jasik weckte mich und sagte, dass er die Deutschen im dem sprechen hört”. Auf die Frage des Deutschen, wer sich in der Scheune befindet, sagte Antoni Błoński, dass nur der Hirt da ist. Der Deutsche hat den Heuhaufen, in dem sich Wacław Jasik versteck hat, mit dem Bajonett durchgestochen. Die Deutschen haben Józek unbeachtet gelassen. „Jedoch die Angst war groß. Jasiek und ich zitterten vor Angst, bis die Deutschen den Hof verließen”.

Ein junger Jude hat ein Ereignis besonders gut im Gedächtnis behalten. „Es war eine Woche vor Weihnachten, ein Monat vor der Befreiung, am Samstag in der Nachtzeit. Plötzlich haben wir das Rütteln an der Tür und die Stimmen in der deutschen Sprache gehört: »Öffnen, Polizei«”. Józek geriet in eine Falle, er konnte nicht fliehen, da es keinen Fluchtweg gab. Er hatte auch keine Dokumente, und danach würde er zuerst gefragt. Er fühlte, dass es sein Ende ist und geriet in Panik. Als Edward Błoński die Tür öffnete, kamen drei bewaffnete Männer in Zivilkleidung hinein. Es waren polnische Partisanen, wahrscheinlich aus der Kampftruppe Żbik, die sich nach dem Warschauer Aufstand durch die Wälder schlugen. Von Błońskis haben sie die Nahrungsbestände für das Weihnachten bekommen und gingen weg. Józef hat die deutsche Besatzung in der Atmosphäre der Angst und Unsicherheit, was der nächste Tag bringt, überlebt.

„Vor Ostern sagte mir Edward, dass ich zur Kirche beichten gehen soll, da ich schon lange nicht in der Kirche war, und jetzt soll man keine Angst mehr haben […]. Damals habe ich Edward gesagt, dass ich ein Jude bin”. Józek begab sich im Mai mit Antoni Błoński an den jüdischen Ausschuss in Zawiercie, wovon er an den Zentralausschuss in Częstochowa weiter geleitet wurde. „Im August fuhr ich wieder mit dem Großvater, diesmal nach Częstochowa.

Dort hat man mir gesagt, dass ich in Częstochowa bleiben soll. Ich verabschiedete mich von dem Großvater mit den Tränen in den Augen – das muss ich sagen”. Noch an demselben Tag fuhr der Junge nach Będzin. Antoni wollte sehr, damit der Junge bei ihm bleibt. „Der Großvater hat Józek […] als seinen Sohn behandelt, umso mehr, dass 1943 aufgrund des Befehls des Polizeikommandanten in Siedlce Duże, Franz Vonke, sein ältester Sohn Antoni ermordet wurde, und zwar nur dafür, dass er nach Schlesien fuhr, um die Mineraldüngemittel zu kaufen ”.

2007 klopfte ein unerwarteter Gast an die Tür des Familienhauses von Błońskis in Rosochacz. Es war der 79-jährige Tzvy Norich. „[…] er wollte den Ort, an dem er die letzten Jahre der deutschen Besatzung verbracht hat, den Ort und die Familie, dank deren er das Greisenalter erreichen konnte, nochmals sehen”.

Antoni Błoński war zweifellos ein sehr mutiger Mensch mit einem großen Herzen. „Wer war mein Großvater? Nach den Jahren stelle ich mir diese Frage und immer drängt sich nur eine Antwort auf, er war ein rechtschaffener Mensch. […] er hat 5 Söhne und 5 Töchter erzogen, im Bauernhof gearbeitet, die Funktion des Försters und des Rates seit März 1930 erfüllt.” – so erinnert sich Stanisław Błoński an seinen Großvater, dank dem Tzvi Norich seine Erinnerungen aus Rosochacz beschrieb und sie an die Verwandten von Antoni Błoński schickte.

Antoni und Józefa Błoński wurden mit dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.

Literaturverzeichnis:

  1. FLV, Bericht von Tzvi Norich, [keine Datumsangabe].
  2. FLV, Bericht von Stanisław Błoński, [keine Datumsangabe].
  3. FLV, Bericht von Leokadia Błońska, [keine Datumsangabe].